Freitag, 21. März 2014

"It's just a Reflector" oder doch die größte Band unserer Zeit?


Ich hasse Arena Shows, oder besser gesagt, vielleicht will ich sie hassen. Weil die Intimität der Musik viel zu oft verloren geht, weil es in Mehrzweckhallen Business Lodgen gibt, weil es einfach zu viele Leute sind und weil die Kraft der Musik oder Performance einfach verloren geht. Aber wenn eine Band nun Mal populärer wird gibt es keinen Ausweg mehr, die Alben verkaufen sich besser, was den Musikern ja nur zu wünschen ist, da es in Zeiten von Spotify und Pirate Bay schon schwer genug ist überhaupt von seiner Kunst zu leben. Ja Musik ist Kunst, es kostet Geld sie zu produzieren und die Menschen, die sie machen wollen davon auch Leben. Aber dafür ist ja auch noch ein anderes Mal Zeit, darüber zu schreiben. Schließlich bin ich immer noch fasziniert, erfüllt und vor allem verzaubert vom Sonntag, von Arcade Fire und ihrer Arena Show in Cleveland. Ja ich glaube das mir dieses Konzert geholfen hat, diese Band, die ich doch allzu sehr verehre und gleichzeitig hat sie auch gezeigt das Arcade Fire, vielleicht doch so etwas sind wie die Stimme ihrer Generation. So sehr ich diesen Begriff auch hasse. Wer sich fragt warum? Bob Dylan wurde auch zu etwas stilisiert, was er nie war und nie sein wollte. Die Konsequenz daraus war ein Motorradunfall, eine lange Pause und ein sehr christliche Phase.

Tanzen mit Arcade Fire, oder doch nur der Fake Band? Wer weiß?
Kid Koala!
Rave! Rave! Rave!
Jetzt aber Arcade Fire! Oh Mann hab ich mich auf dieses Konzert gefreut, Arcade Fire ist wohl eine der wenigen Bands, die ich immer schon geliebt, aber noch nie live gesehen habe. Schon um halb sechs hab ich mich auf den Weg gemacht. Als ich an der Q ankam sah ich schon die ersten verkleideten Menschen auf der Straße. Schon kam ich mir in meinem Anzug weniger blöd vor. Denn noch vor der Tour wurden die Besucher gebeten, entweder in Verkleidung oder formell gekleidet zu den Shows zu erscheinen (Also in Anzug oder Ballkleid). Das löste erst Mal natürlich, wie so vieles, einen gigantischen Shitstorm aus. Dennoch kamen dem wohl etwa 75% der Besucher nach. Was dem ganzen nur noch mehr das Gefühl etwas besonderem verlieh. Wie gesagt es war nicht nur ein Konzert, viel mehr eine Show, eine Party, oder eine Mischung aus haitianischem Karneval und Mardi Gral. Eröffnet wurde der Abend von Kid Koala, der von der zweiten Bühne im Innenraum, den Publikum mit recht ungwöhnlichen Mixen einheizte. Das machte schon Mal gut Stimmung, dem Typen im Koala Kostüm beim herumhüpfen zu zu schauen. Nach etwa einer Stunde wurde der aber auch schon von seinem Kollegen Dan Deacon abgelöst, der irgendwie eine durchaus interessante Kombination aus komischen Loops und gepitchten Vocals ablieferte: Mehr Wissenschaftler und Comedian, als Musiker. Seine Ansagen waren eigentlich ziemlich gut, außerdem schaffte er in der Mitte des Raumes, einen Kreis für "Dance Battles" und Gruppentänze. Inklusive Wall Of High Five, (Zitat: In Europe they have those things where people go crazy and run into each other. But I guess they have better healthcare, so let's run into each other and give endless high fives) Alle Leute waren am Tanzen und schon betraten Arcade Fire die Bühne. Oder besser ihre Pappmache Replikas, die nach kurzer Zeit dann von der richtigen Band vertrieben wurden.




Der Rausch konnte beginnen. "Is anything as strange as a normal person?" "Normal Person", machte den Anfang und die Menge war sofort gebannt und erstaunlich Text sicher. Ja was ist eigentlich normal? Gleich darauf "Rebellion Lies" das den Ton für den restlichen Abend angab. Die gewöhnliche Norm, nur eine Illusion eine Lüge "Every time you close your eyes/Lies, lies!". Die ersten Fäuste wurden gereckt. Es ist schon wirklich erstaunlich was diese mittlerweile 12 köpfige Band für eine Energie freisetzt. Schon nach 2 Songs gab es kaum ein Halten mehr. Zu den neueren "Reflektor" Stücken wurde eher getanzt, aber ja es war Stimmung da nicht wie sonst bei meinen anderen Konzerten in den USA, wo Leute lieber rumstehen anstatt sich zu bewegen; mit den armen verschränkt. Viele der Songs machten erst auf diesem Konzert für mich richtig Sinn, als Win Butler etwa zum sehr haitianisch angehauchten "Flashbulb Eyes" Handys in der ersten Reihe einsammelt und wahllos Bilder von sich schoss, während er sang "What if the camera/Really do/Take your soul?". Während 100 im Publikum, inklusive mich, mit ihren Handys richtig drauf hielten. Oder "We Exist", dass den Mitgliedern der Westboro Baptist Church gewidmet wurde, die Homosexuelle verteufeln, wie im Mittelalter, "You can, hate us, but we still exist", vielleicht soltlen wir einfach mehr existieren, anstatt vegetieren. Ein Highlight für mich blieb dann aber doch "The Suburbs", dem Song den Win Butler seiner Jugend, in den Suburbs von Texas gewidmet hat. Der sich das "perfekte" Leben und die Schrecken und Ängst, die hinter den perfekt getrimmten yards auftauchen so erschreckend seziert, während 8000 Kehlen im Publikum, die wahrscheinlich zum Großteil im selben Milieu aufgewachsen sind zurück sangen "Sometimes I can't believe it/I'm movin' past the feeling". Das war schon schwer berührend. Vielleicht ist es das was Arcade Fire so gut macht, neben der genialen Musik, dass was ihren Erfolg begründet. Sie schaffen es einfach einen Großteil der Ängste der post 9.11. Generation einzufangen.



























Das Aufwachsen in einer scheinbar heilen Welt, bis man hinter die Fassaden schaut. Die Suche nach Sinn, in einer Welt in der man auf nichts mehr warten muss, weil alles unglaublich schnell geht, Kommunikation, Information, Konsumgüter, alles ist eigentlich zu jeder Zeit verfügbar. Am Ende ist es doch die Hoffnung, dass etwas schönes bleibt, dass was uns antreibt "I hope that something pure can last". Eingefangen im fantastischen "We Used To Wait". Ein absoluter Gänsehaut Moment war dann auch noch "Intervention", das mit seiner infernalischen Orgel alles zerschnitt. Der Song, der meinem Vater am Besten gefällt "Working for the church while my family dies". Höhere Ideale rechtfertigen doch alles sogar "Intervention". Aber ich verliere mich schon wieder viel zu viel in Interpretationen. Auch ohne all das, wäre es ein tolles Konzert gewesen mit Songs wie "No Cars Go" und "Afterlife". Hinter all den Discokugeln, den beiden Bühnen, den ganzen Spiegeln, den Projektionen, steckte ein Konzept. Es schuf eine Atmosphäre die mindestens genauso eindrücklich und beklemmend sein konnte wie die eigentliche Performance. "Haiti" wurde natürlich auch gespielt, da Sängerin Regine von eben dort stammt und große Teile des Albums dort aufgenommen wurden. Des weitern geht auch ein Teil der Einnahmen der Ticket Einnahmen an ein eigenes Hilfsprojekt in Haiti.



Bei "It's Never Over (Orpheus)" sang Regine ihren Part von der zweiten Bühne während sie vom Tod (einem Skelett) betanzt wurde. Dies verlieh dem ganzen Orpheus Drama noch mehr Ausdruck. Das Finale des regulären Blocks machte dann "Sprawl II (Mountains Beyond Mountains)". Der zuckersüßen Abrechnung einer "whitewashed American  Trotz dem Fakt, dass das Konzert in einer Arena stattfand, hatte ich nie das Gefühl, dass das nur ein weiteres Stadionrock Konzert ist. Wie es Dank Bands wie Bon Jovi, Kings Of Leon oder mittlerweile den Killers auf tausende glückliche Besucher hingerotzt wird. Dem ganzen wohnte doch eine Gewisse Intimität bei. Die Band verließ kurz darauf die Bühne. Nach kurzer Zeit erschien auf Einmal die "Fake Band" mit den Pappmache Köpfen auf der zweiten Bühne und begannen ein Cover von Devos "Satisfaction" Cover zu spielen. Momente später begann die richtige Band mit ihrem Cover von Devos "Uncontrollable Urge" auf der richtigen Bühne. Es war eine großartige Homage an die Gruppe, die auch aus Akron im Nordosten Ohios stammt.



Das doch erstaunlich tanzbare "Reflektor" beschloss dann den Anfang vom Ende, eines Konzerts, dass ich wohl so schnell nicht vergessen werde. "Here Comes The Night Time" versprühte dann nochmals die Karneval/Mardi Gras Stimmung. Während das über jeden Zweifel erhabene "Wake Up" den letzten Song des Abends markierte. "Wake Up" ein Song wie ihn nur Arcade Fire schreiben kann, allein die Gitarre, die Chöre. Das Publikum war zu diesem Zeitpunkt lauter als die Band, wildfremde Menschen lagen sich in den Armen. Geeint durch die Musik, Konfetti kam von der Decke. "If the children don't grow up/Our bodies get bigger but our hearts get torn up/We're just a million little god's causin' rain storms turnin' every good thing to rust". Alle sangen noch lange den Refrain, all die Oooohhhhs hallten noch lange durch die Q als die Band schon längst von der Bühne war. Was für ein Konzert! Was für ein Wechselbad der Gefühle! Ungebändigte Euphorie wechselte sich mit dramatischer Melancholie und dem einfachen Willen zu tanzen ab. Arcade Fire können Arena das haben sie mir hiermit bewiesen. Vielleicht sind sie sogar die Arena Band dieser Zeit, was ich bei der Sperrigkeit mancher Songs und vor allem der Dringlichkeit sowie der Komplexität der Texte immer noch  für äußerst erstaunlich halte. Bruce Springsteen in 1980. U2 in 1984. Pearl Jam in 1991. Radiohead in 2006. Coldplay in 2012. Und jetzt Arcade Fire. Wobei diese zumindest meiner Meinung nach von der musikalischen Qualität und künstlerischen Bedeutung nur mit Radiohead vergleichbar sind. Egal ich jedenfalls bin immer noch völlig Hin und Weg. Das war nicht nur eine großartige Show, emotionsreich, abwechslungshaft, sondern vor allem auch ganz große Kunst und nicht nur irgendeine 08/15 Stadiorock Show!






Ja jetzt heißt es warten, auf das nächste Arcade Fire Konzert. Am Besten auf einem Festival, auf einem europäischen, wo all das durch das Publikum auf ein sphärisches Level gehoben werden kann. Am Ende noch der Song der mich am Meisten überrascht hat, da er vorher wohl nie zu meinen Favoriten gezählt hat. "Hope that something pure can last..."

Mittwoch, 19. März 2014

Greifswald in Cleveland

Lieblingsplatz in Cleveland
So jetzt hab ich doch Mal ein paar Minuten um wieder ein paar Zeilen zu den digitalen Seiten, der umfassenden Google Server hinzuzufügen. Es ist ja wieder all zu viel passiert. Zur Zeit ist nur alles ein bisschen stressig, das wir zur Zeit aus dem Büro draußen sind, da ja am Montag St. Patrick's Day ist und die dort in "unserem" Gebäude ein Frühstück (wahrscheinlich eher ein Fundraiser, bei dem man geschickt versucht alten, reichen katholischen Familien Geld für die Kirche abzuzwacken. Das nenne ich Mal Synergie) abhalten. Deswegen gestaltet sich der Arbeitsalltag zwischen Stromausfällen und dem Arbeiten von Elaines Haus ein bisschen kompliziert. Gleichzeitig habe ich ja auch noch Besuch von Nachbi (Sebastian Nachbar) und Niebo (Philip Nieberding), die für 2 Wochen nach Cleveland gekommen sind. Aber das soll wann anders Inhalt eines Eintrags werden, es gibt viel zu erzählen. Allerdings hatte ich vorher ja schon quasi Besuchspremiere, wenn man Mal den armen, gestrandeten Jonas weglässt, denn die Babsi war in Cleveland zu Besuch! Also eigentlich besuchte sie ihre Gastfamilie in Detroit/Grosse Ile, aber Cleveland ist ja von dort aus nicht so weit ab vom Schuss. Was meine Freude über den Besuch jedoch nicht linderte. Cleveland und Greifswald sind ja auch nicht so verschieden. Beide Städte liegen am Wasser, sind eher strukturschwach (kann man das noch sagen?), haben eine Universität. OK das ist jetzt nicht so das große Alleinstellungsmerkmal, eigentlich je mehr ich darüber nachdenke hört es mit den Gemeinsamkeiten auch schon wieder auf.

Samstagabend 7 Uhr Megabus Station, ich warte auf die Babsi, die leider kein Handy in den USA hat.  Das W-LAN im Bus funktioniert natürlich auch Mal wieder nicht. Diese Vorfälle scheinen sich in letzter Zeit zu häufen. Hat Megabus ein Serviceproblem? Nach einer Stunde sehnsüchtigen Wartens bekomme ich dann einen Anruf, von einem Handy aus Michigan, dass irgendwo auf dem Highway oder in Cleveland ein Rohr geplatzt ist, der Highway verstopft und der Bus damit verspätet ist. Also wieder zurück in die Tubbs Jones Traffic Station. Wo es immerhin einen Fernseher, einen Pepsi Automaten und ein sauberes Klo gibt. So lässt es sich eigentlich aushalten. Immerhin waren bis zum Ende meine Martyriums vier weitere Leute zur Leidensgemeinschaft "Megabus" hin zugestoßen. Aber es gab ja auch immerhin einen Fernseher, mit diesen unglaublich praktischen Untertiteln. Es gab ja auch viel zu diskutieren an diesem Tag. Über Michael Sam, den ersten potenziellen homosexuellen Footballspieler in der Geschichte der NFL. Wenn er denn am "Draft Day" auch wirklich gedraftet wird. Also wurde viel über die berüchtigte "lockerrom mentality" und Homophobie im Football, im allgemeinen. Allerdings frage ich mich ernsthaft wie man im 21. Jahrhundert immer noch mit dem "Argument", des unwohlfülens beim gemeinsamen duschen ankommen kann... Die Babsi kam dann jedenfalls nicht mit dem Megabus, sondern mit dem Greyhound, trotzdem bin ich froh das ich dort gewartet habe und nicht in der Greyhound Station. Die Wiedersehensfreude war groß, es ist ja dann doch schon fast 6 Monate her das man sich das Letzte Mal gesehen hat. 6 Monate das heißt eigentlich fast schon Halbzeit hier in Cleveland; Wahnsinn wie schnell die Zeit verrennt so lange kommt mir das noch gar nicht vor. Wir haben uns dann auch gleich auf den langen Weg nach Ohio City gemacht, Barbaras Gepäck zur Elaine gebracht, die Hunde gefüttert (ja ich war wieder Mal Dogsitter...) und sind dann zu Elisa und Peter gegangen.

RTA Station Terminal Tower; mehr Glamour geht kaum!
Am nächsten Tag war ja auch schon Sonntag und verglichen zum frühlingshaften Samstag war es wieder bitterkalt geworden, über Nacht! Das ist Cleveland, April das ganze Jahr. Selbst jetzt kann es sein das es einen Tag schöne 18 Grad hat, aber die Temperaturen über Nacht wieder auf bis zu Minus 7 Grad fallen. Eigentlich wollten wir ja zur Rock Hall, da diese Dank der Cleveland Foundation, die dieses Jahr 100 Jahre alt wird und deswegen jeden Monat ein Geschenk an die Bewohner von Cleveland vergibt. Dieses Wochenende freier Einritt ins Science Center und die Rock Hall. dementsprechend voll war es bereits am Samstag im Science Center, dass der Lukas besuchte. Er war ziemlich entnervt von all den kleinen Kindern :D Die Schlange vor der Rock Hall war dann noch viel länger, am nächsten Tag las ich das es etwa an die 60 000 Besucher waren, zu viel für uns. Aber man hat ja immer noch das Kunstmuseum, um zumindest ein bisschen Kultur mitzunehmen, außerdem kann man dort den Aron besuchen, der mittlerweile leider als Museumspädagoge gekündigt hat. Schade eigentlich, scheint das doch in meinen Augen ein ziemlich schöner Job zu sein.

North Harbor (Nicht im Bild: der arktische Ostwind)
#CaseCampusHighlife
Die gefrorene "Lagune" am University Circle 
Zwei alte Männer starren aufs Meer 
"U-Bahn" Selfie ...
Am Abend waren wir dann noch bei der Elaine zum Essen eingeladen, was wieder in eine mittelschwere Jam Session mit Scott mündete. Auch Kiko und Jay waren voll dabei, wenn es wieder an das mittlerweile schon traditionsreiche "Whagon Wheel" ging. Ein weiterer wunderbarer Abend im Haus der zwei Hunde und drei Katzen. An dieser Stelle würde ich gerne Mal die Babsi zitieren was denn eigentlich der Grund für ihren Besuch war:"I wanted to be on his Blog". Tja hätte dieser nur so viel Aufmerksamkeit das sich das wenigstens rentieren würde.

Montag konnte ich mir dankenswerter Weise freinehmen, um der Babsi noch mehr von Cleveland zu zeigen und natürlich um noch mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Da die großen Touristenattraktionen fast schon abgehakt waren sind wir einfach spazieren gegangen und haben uns unterhalten. Über Greifswald, die Perle des Nordens, das Studentenleben, dass mir ja wohl zwangsläufig auch noch irgendwann bevorstehen wird, ja über alles und nichts. Es ist schon erstaunlich wie sich alles in den 6 Monaten nach der Schule verändert hat, ich meine es sind ja nur 6 popelige Monate. Sie studiert jetzt in Greifswald, macht ihr Ding und ich bin hier in Cleveland. Doch so verschiedene Erfahrungen aber irgendwie auch nicht. Ich meine es wurde Gott sei Dank kein Schwelgen in "alten Zeiten", als wir noch die Q-Fete, Abiverabschiedung, die Abizeitung planten oder ähnliches daraus. Die Schule ist vorbei, das Leben geht weiter und vielleicht bleiben wenigstens die Freundschaften. Außerdem war es einmal richtig schön jemanden Cleveland zeigen zu können! Ich meine ich sauge ständig all diese Geschichten, die historischen Fakten, dieser Stadt ein und kann sie keinem erzählen oder ich schreibe diesen Blog über die Dinge, die mich bewegen, aber habe trotzdem das Gefühl, dass das nur einen Bruchteil meines Erlebten überhaupt einfängt. Weil es einfach so viel ist, so viele kleine Details. 

Ein wichtiger Bestandteil des Studierens scheint ja das Arbeiten und Lernen in der Bibliothek zu sein. Einen Ort den ich mit der Babsi vor zwei Jahren noch eher weniger in Verbindung gebracht hätte.  Wie ein "großartiger" Beat Poet eins textete "Zeiten ändern disch". Aber Cleveland hat ein hervorragendes Bibliotheken System und noch eine viel bessere Bücherei Downtown, in die ich so das erste Mal meinen Fuß setzte. Vielleicht hätte ich das schon mal vorher machen sollen, denn das Gebäude ist wirklich schön. Ein Ort an dem man sich gerne aufhält. 

Der Bionade Biedermeier, im urbanen Großstadtjungel sagt: "Gemüse nur echt vom West Side Market! Auch wenn das meiste vom selben Gemüseterminal kommt und genauso viel kostet wie im Supermarkt. Für ein "gutes", "bewusstes" Gewissen zahle ich gern die 20 Cent mehr ;)"

Before I die... I want to write on one of these walls all over Cleveland! 
Lorenz im Treppenhaus 
Babsi am Fenster
Zum Abschluss sind wir noch zu meinem ziemlichen Lieblingsplatz in Cleveland gegangen, zum Viadukt, einer zur Hälfte abgebrochenen Brücke in, die in die Flats hineingeht. Von dort hat man einen allzu schönen Blick auf die Stadt, den See und die Strip Clubs in den Flats.

Dienstag musste ich auch schon wieder arbeiten und Barbaras Bus ging zurück nach Detroit, wo von es wenig später mit den Kirschs nach Las Vegas und ins Death Valley gehen sollte. Am letzten Tag kam sie auch noch zu ihrem Cup Cake im BON BON Café. Wir hatten noch gemeinsam lunch im "Ohio City Burito", ich dann "staff meeting" und schon war der Besuch vorbei. Ich hab sie dann mit der Dolores noch zur Greyhound Station gebracht und weg war sie. Die 4 Tage vergingen wirklich wie im Flug, das nächste Mal werden wir uns dann wahrscheinlich in 6 Monaten sehen, in Greifswald oder Marktredwitz?! Ja irgendwann muss ich doch Mal nach Greifswald fahren und die Faszination, dieses Ortes ergründen. Bisher kann ich dem noch nicht viel abgewinnen außer Erzählungen und die Vorstellung von kargen Küsten. Ich jedenfalls hatte eine sehr schöne Zeit. Vielen Dank Babsi für deinen Besuch und die Karte aus dem Death Valley, die Heute endlich ankam, ich hoffe du hattest noch eine tolle Zeit in den US und A. Aber was schreib ich da, sie war ja schon länger hier als ich.


Zum Abschluss wieder ein Song, oder sollte ich eher sagen ein Ohrwurm, der sich ganz mies in mein Ohr geschlichen hat. Und ja schon wieder Miley Cyrus, die sich wie ein roter Faden durch mein Jahr zu ziehen scheint. In dieser Woche hatte ich echt einen üblen Ohrwurm von "We Can't Stop", Gott sei Dank nicht die Originalversion, sondern das Cover von den "wannabe" Coldplay 2.0 Säuslern Bastille. Macht es das besser?  Immerhin konnte ich die Babsi auch noch mit dem Ohrwurm infizieren, hat ja auch ein Detroit Intro und ist verdammt "catchy".

Samstag, 1. März 2014

Ich danke der Academy! Oscar Predictions 2014


Normalerweise wären mir die Oscars wohl nie einen Blogeintrag wert, aber dieses Jahr ist irgendwie anders. Zum einen weil ich eigentlich fast alle Nominierten Filme gesehen habe, doch einer der deutlichen Vorteile wenn man in einer Großstadt in den USA lebt. Der andere Grund ist, dass ich die Oscars zum ersten Mal live sehen kann, bisher musste ich immer bis zum nächsten Tag warten und vor allem höllisch aufpassen, das sich mich nicht irgendwo "spoilern" lasse. Ich bin ja nicht Mal der große Oscar Fan, dafür steht mir meine Film Leidenschaft dann doch viel zu viel im Weg (Ich werde es nie verzeihen können das Filme wie Fight Club oder Drive nicht Mal nomminiert werden können). Ein bisschen wie in der der Superbowl "How I Met Your Mother" Folge. Aber ich schweife ab, denn wir vergessen doch wie wichtig die Oscars sind, wichtig für das Image der ehemaligen "Traumfabrik" Hollywood. Denn die Filmindustrie befindet sich ziemlich in der Krise, auch wenn es nach außen nie so scheinen darf. Davon lebt Hollywood und die Filmindustrie schließlich, "larger then live" zu sein. Große Emotionen auf die Leinwand zu zaubern, uns zum Denken anregen, um uns etwas vorzugaukeln, das eigentlich nicht existiert und in erster Linie um uns zu unterhalten. Das ist oder sollte der Sinn von Filmen sein. Am 2. März wird alles perfekt sein, die Lächeln falsch aber bestimmt. Hollywood feiert sich selbst.

Das Problem ist jedoch, dass durch den Zusammenbruch des DVD Marktes und den immer mehr schrumpfenden US Markt wirtschaftlich ganz schön kriselt. Aber vor allem kreativ steckt Hollywood in der Krise, man vertraut hauptsächlich nur noch auf große Franchises, wie "The Avengers", "The Hunger Games" und "The Hobbit". Versteht mich nicht falsch ich bin ein riesen Fan der Avengers und der ganzen Superheldenfilme, doch es kommt fast nichts mehr neues. Außer die Fortsetzung der großen etablierten Franchises. Mir geht das mittlerweile gewaltig auf den Sack, aber auf der anderen Seite was bleibt ihnen sonst übrig? Ich will nicht den fünften Iron Man sehen, nicht den viel zu frühen Clash zwischen Superman und Batman, auch wenn ich mich über den "Guardians Of The Galaxy" Trailer tierisch gefreut habe. Das Problem ist einfach, dass Filme und vor allem deren Vertrieb unglaublich teuer geworden sind. Ein Flop wie "Lohne Ranger" kann selbst ein etabliertes Studio wie Disney in den Abgrund stürzen. Kurzer Exkurs: Die Produktion von "Lone Ranger" kostete 215 Millionen Dollar während er weltweit 260,5 Millionen Dollar einspielte, also international nicht gefoppt. Doch vergessen werden die Marketingzahlen, die besagen, mit denen eigentlich nie herausgerückt wird. Schätzungsweise belaufen sie sich jedoch auf etwas mehr als die Hälfte als die Produktion, bei dem Versuch ein neues Franchise zu etablieren. Also ist "Lone Rancher" in der Tat gefloppt. Wie konnte das passieren? Johnny Depp hatte schon in Fluch der Karibik gezogen.

Selbst der sonst immer hochbetonte Indie Film steckt ziemlich in der Krise, so konnten dieses Jahr beim Sundance Festival, dem wichtigsten amerikanischem Indie Filmfestival, kaum einer der Filme einen Vertrag für den weiteren Vertrieb mitnehmen. Doch es wird alles versucht um doch den Glamour der Oscars zu wahren und so gibt es pünktlich im Herbst, die starken Filme, die ins Beuteschema der Oscars passen. So auch dieses Jahr, obwohl ich sagen muss, dass es wohl einer der stärksten Jahrgänge verglichen mit den letzten 5 Jahren ist. Hier jetzt also meine Tipps für die wichtigsten Kategorien und mein Senf dazu wer den Goldmann eigentlich hätte gewinnen sollen. Kann sein das es keinen interessiert aber ich hab gerade Lust darüber zu schreiben.

Bester Film:

American Hustle

Captain Phillips

Dallas Buyers Club

Gravity

12 Years a Slave

Her

Nebraska

Philomena

The Wolf of Wall Street

Der Beste Film des Jahres wird wohl oder übel an "12 Years A Slave" gehen. Da lege ich mich fest. Ein Film der das ein teilweise verdrängtes amerikanisches Trauma aufarbeitet und dabei nicht zu sehr über die Stränge schlägt, schon hat man den perfekten Oscar Kandidaten für den besten Film. Habe ich über den Film nicht einmal völlig beeindruckt geschrieben? Ja, in der Tat. "12 Years A Slave" ist ein sehr guter Film, sowohl technisch, als auch thematisch und von der darstellerischen Leistung auf jeden Fall. Der Film lässt einen so schnell nicht los und bringt einen zum Nachdenken. Ich habe jetzt so viel über den Film nachgedacht, dass ich fast denke, dass er zu sehr auf Oscar gebürstet ist um den Preis zu gewinnen. Was den Film nicht schmälert. Er schildert das Unbeschreibliche, so wie man es sich vorstellt, mit fast perfekt festgelegten Rollen. Einzig und allein die Rolle Michael Fassbenders bricht daraus aus. Mir war dann doch nur irgendwie das Ende nach mehrfachen Überlegen zu einfach oder besser gesagt zu plakativ dargestellt. Lamentieren auf höchstem Niveau. Sieger der Herzen wird für mich wohl "Her" bleiben, wobei ich sagen muss das ich "Philomena" nicht gesehen habe. Kein Film hat mich jedoch 2013 so berührt wie es "Her" getan hat. Man muss allerdings auch sagen, dass das Feld dieses Jahr wahnsinnig stark besetzt ist was diese Entscheidung nicht leichter macht. "Wolf Of Wallstreet" war der für mich am unterhaltsamste Film des Jahres. "Gravity" zeigte mir wieder was im Kino doch alles möglich ist, ein wenig wie damals "Avatar", hatte ich das Gefühl das es etwas komplett neues ist und das Medium Film auf ein komplett neues Level hebt. Allein Sandra Bullocks schwerelose Tränen. "American Hustle" war außerordentlich unterhaltsam und sehr gut gespielt, auch wenn er in der retrospektive mehr wie eine Zitat eines Martin Scorsese Films aus den 70er wirkt. "Dallas Buyers Club" und "Captain Phillips waren beides tolle Filme aber irgendwie doch zu "normal".



Bester Regisseur

Steve McQueen (12 Years a Slave)

David O. Russell (American Hustle)

Alexander Payne (Nebraska)

Martin Scorsese (The Wolf of Wall Street)

Alfonso Cuaron (Gravity)


Die Beste Regie muss eigentlich an den Spanier Alfonso Cuaron gehen, ich bin da der selben Meinung. Kein Film war dieses Jahr mehr Gesamtkunstwerk, keine Vision, besser umgesetzt. Keine Frage "Gravity" ist ein herausragendes Meisterwerk, wie man es vielleicht alle 10 Jahre im Kino erleben darf. So perfekt war die Inszenierung, die größtenteils ohne wirkliche Schnitte auskam. Allein die Soundgestaltung war einfach nur perfekt. James Cameron, der Großmeister der uns Filme wie "Titanic", "Avatar", "Aliens" und "Terminator" gebracht hat, bezeichnete "Gravity" gar als den besten Science Fiction Film aller Zeiten und dem kann ich nur zustimmen. Martin Scorcese hat schon einen Oscar auch wenn er den nur für "Departed" bekommen hat, Alexander Payne, hat auch schon einen. Der Oscar für die beste Regie muss und darf eigentlich nur an Alfonso Cuaron und "Gravity" gehen



Beste Hauptdarstellerin:

Amy Adams (American Hustle)

Sandra Bullock (Gravity)

Judie Dench (Philomena)

Cate Blanchett (Blue Jasmine)

Meryl Streep (Im August in Osage County)

Leider muss ich hier sagen, dass ich "Blue Jasmine" nicht gesehen habe, genau so wenig wie Meryl Streep in der lustigen Familiensaga "Osage County". Meryl Streep ist in sowieso fast allem was sie anfasst fantastisch, deswegen kann sie ja auch schon auf drei Oscars zurückblicken. Sandra Bullock hätte hier in meinen Augen den Preis verdient, da das wirklich die erste Rolle war wo sie mich als Schauspielerin überzeugen konnte. Aber auch Sandra Bullock hat 2010 führ ihre Rolle als weiße middleclass/suburban housewife bereits gewonnen. Ich denke Mal das der Preis deswegen an Cate Blanchett gehen wird.


Bester Hauptdarsteller

Christian Bale (American Hustle)

Bruce Dern (Nebraska)

Leonardo DiCaprio (The Wolf of Wall Street)

Chiwetel Ejiofor (12 Years a Slave)

Matthew McConaughey (Dallas Buyers Club)

Gebt Leo bitte endlich den Oscar! Spätestens seit dem er zu Martin Scorseses Muse mutiert ist, überrascht er jedes Mal aufs neue. Seit "Aviator" wurde er eigentlich immer übergangen, selbst für "Departed", "Shutter Island" gab es nichts und als Calvin Candy war er nicht Mal nominiert. Ja Leonardo DiCaprio gibt nicht so viel auf die Academy aber trotzdem wäre so ein Oscar doch ganz nett. Gerade weil er in "Wolf Of Wallstreet" wirklich eine Wahnsinns Performance abliefert, so viel Irrsinn, Gier, Ignoranz und Spaß. Allein die Szene wo er versucht zu seinem Porsche zu kommen, während er völlig zugedröhnt ist. Zum schreien. Der Preis wird am Ende ziemlich sicher an Matthew McConaughey gehen, der sich als schwulen hassender, aidskranker Cowboy in "Dallas Buyers Club", wirklich über sich hinauswächst und sich endlich als ernst zunehmender Charakterdarsteller etabliert. 


Bester Nebendarsteller

Bradley Cooper (American Hustle)

Barkhad Abdi (Captain Phillips)

Michael Fassbender (12 Years a Slave)

Jared Leto (Dallas Buyers Club)

Jonah Hill (The Wolf of Wall Street)

Irgendwie mag ich Jared Leto nicht.Was vor allem wahrscheinlich an seiner Musik und 30 Seconds to Mars liegen mag. In "Dallas Buyers Club" spielt er den Transsexuellen Rayon so gut, dass der Film der sonst eigentlich vor allem von Matthew McConaughey dominiert wird noch weitaus mehr Tiefe gewinnt. Der Oscar für den besten Nebendarsteller wird wohl an Jared Leto gehen und das ist durchaus gerechtfertigt. Ich hätte doch nur all zu gern Jonah Hill als Sieger gesehen. Alle seine Szenen in "Wolf Of Wallstreet" sind einfach unglaublich gut und witzig, dazu dann noch die falschen Zähne und der Akzent. Einfach unglaublich wie er sich in den letzten Jahren gemacht hat. Wenn man bedenkt das er aus der James Franco, Seth Rogen Clique hinaus, zum ernst zu nehmenden Schauspieler gereift ist. Aber auch Michael Fassbender hätte den Preis mehr als verdient, wobei es immer noch eine shame ist das er 2011 für "Shame" nicht einmal nominiert war. Als grausamer und zwiespaltiger Sklavenbesitzer ist er einfach nur beängstigend und unberechenbar.

Beste Nebendarstellerin:

Sally Hawkins (Blue Jasmine)

Lupita Nyong’o (12 Years a Slave)

Julia Roberts (Im August in Osage County)

Jennifer Lawrence (American Hustle)

June Squibb (Nebraska)

Lupita Nyong'o oder Jennifer Lawrence das ist hier die Frage. Jennifer Lawrence gewann letztes Jahr ja bereits für "Silver Linings Playbook" einen Oscar. Den hätte sie aber für ihre Performance in  "American Hustle" gleich wieder verdient. Alleine für die Szene mit "Live And Let Die"  im Hintergrund. Außerdem wird sie von der Academy gemocht. Wer mag Jennifer Lawrence schon nicht? In einer komplett anderen Rolle war Lupita Nyong'o zu sehen. Als geschundene Lieblingsklavin von Edwin Epps in "12 Years A Slave" hat sie den größten Anteil daran den Zwiespalt von Michael Fassbender darzustellen, der doch Gefühle für "sein niederes Eigentum" hegt. Später im Film gibt es eine Szene wo sie ausgepeitscht wird, diese Szene wirkt so "echt" das es schwer ist überhaupt noch hinzusehen, so nahe geht es einem.

Der Rest:

All die Technik Kategorien werden verdient an "Gravity" gehen. Das beste original Drehbuch hoffentlich an "Her". Vielleicht ja sogar der beste Soundtrack an die Jungs von Arcade Fire, aber das wird wohl eher schwer gegen "Gravity". Bester Dokumentarfilm sollte auf jeden Fall "The Act Of Killing" werden, auch wenn ich sonst von den Nominierten keinen weiteren gesehen habe. Schaut euch "The Act Of Killing" sofern ihr die Möglichkeit in habt in jedem Fall an (Gibt's zur Zeit auf Netflix!). In diesem Film sucht der Regisseur des eigentlichen Films die Täter des Genozids in Thailand auf und lässt sie ihre Taten für einen Film neu inszenieren, mit Teilweise Zeitzeugen in den Rollen. Näher wird man menschlicher Grausamkeit und den Tätern die immer noch frei von Schuld und Strafe leben, wohl nicht kommen können.

Ach ja, moderiert werden die Oscars dieses Jahr von Ellen DeGeneres. Also weniger Skandale als letztes Jahr mit Seth McFarlane. Wir werden sehen, wie dieses überaus wichtige Weltereignis am Ende ausgeht. Denn am Ende ist die Preisverleihung genauso viel Inszenierung, wie all die Filme um die es geht. Oder Tyler wie Tyler Durden zu pflegen sagte: "The movie goes on and nobody in the audience has any idea. I'd like to thank the academy!"