Mittwoch, 30. Oktober 2013

Lou Reed, der Versuch einer Würdigung.

Auch wenn es fast nie jemand liest, wenn ich über Musik schreibe, manches muss einfach raus.


Lou Reed? Was hat der denn mit deinem Auslandsjahr, mit ASF, geschweige denn mit Cleveland zu tun. Nun ja mit Cleveland eigentlich jede Menge. Natürlich sind The Velvet Underground Mitglied der Rock'n Roll Hall of Fame im Jahr 1996, wie auch nicht als eine der einflussreichsten Rock Bands aller Zeiten. Dabei wurde The Velvet Underground erst posthum zu der Band als die sie Heute noch angesehen wird. Wohl kaum eine Band war innerlich mehr zerstritten und zerrüttet, selbst die Libertines  haben es geschafft zwei Alben aufzunehmen, Velvet Underground in  der Original Besetzung nur eins.
Nämlich das Album mit der Banane, "The Velvet Underground & Nico" das durch das Cover Andy Warhol's wohl unsterblich wurde. Ein weiterer Bezugspunkt zu Cleveland ist, das The Velvet Underground in Cleveland zu ihrer Hochzeit genauso beleibt waren wie in New York. Während sie überall im Land unbekannt waren spielten sie zwischen 1967 und 1968, 24 Mal in Cleveland! In 2 Jahren 24 Mal und das in Cleveland. Dann wäre da wohl noch die tragischste und letzte Verbindung zwischen Lou Reed und Cleveland nämlich seine Lebertransplantation, die er letztes Jahr in der Cleveland Clinic, eine der besten Kliniken des Landes vornehmen ließ. Die Leber, dessen Erkrankung letztendlich für den Tod Lou Reeds mit 71 Jahren verantwortlich war.

Das erste Mal das ich mit Lou Reed oder seiner Musik in Verbindung kam war bei meinem ersten Bob Dylan Konzert, schon ein wenig ironisch. Ich glaube ich war 14 oder 15 Jahre alt und wir fuhren nach München in den furchtbaren Zenith, wohl eine der schlechtesten Konzerthallen Deutschlands, zumindest was die Akustik angeht. Auf dem Konzert dann, den Andi getroffen. Der Andi wohnt in München und ist auch ein kultischer Dylan Verehrer. Der Andi hat mir dann mal empfohlen mir doch mal Lou Reed und The Velvet Underground anzuhören. Naiv und kriminell wie ich war, hab ich sofort im Internet nach dem ersten Lou Reed Diskographie Torrent gesucht, den ich dann über mehrere Tage (ja wir haben immer noch eine furchtbare Internet Leitung) heruntergeladen habe. Das müssen so um die 30 Gigabyte gewesen sein, schon pervers da zieht sich so ein kleiner Bengel das ganze Musikalische Schaffen eines Menschen in ein paar Tagen. Also hab ich angefangen Lou Reed zu hören, das heißt ich versuchte es. Doch schon bald musste ich herausfinden, dass das ja gar nicht wie Bob Dylan war. Die Melodien waren kaum harmonisch, die Texte drehten sich um Heroin, Tod, manchmal bearbeiteten die Musiker Gitarren mit Geigenbögen, oder ein schlechtes Deutsches Model, dass nicht wirklich singen kann, singt. Kurz, ich war überfordert und zwar wie.
So das ich Lou Reed und The Velvet Underground erst Mal ruhen ließ.

Das nächste Mal das ich wieder zu Lou Reed oder Velvet Underground griff, war etwa zwei Jahre später, als ich dachte es wird nie besser werden als das was die Libertines in ihrer kurzen Schaffensepoche produzierten. Auf einmal schien ich zu verstehen, warum da manchmal nur ein Akkord für 6 Minuten gespielt wird, warum die da auf Eisenstühle schlagen oder warum die Texte alle so schön dunkel waren. Alles schien so plausibel, man braucht nur genug Weltekel und Größenwahn um sich eine eigene Welt zu schaffen, man muss vielleicht nicht geniale Texte schreiben können oder ein Instrument beherrschen. Brian Eno, der Mann der Coldplay seit Viva La Vida zu immer neuen Stufen des Bombast treibt, sagte einst über Velvet Underground:"The first Velvet Underground record sold 30,000 copies in the first five years. I think everyone who bought one of those 30,000 copies started a band," man findet wohl selbst Heute keine Band die nicht von The Velvet Underground beeinflusst war oder ist. Das wurde vor allem Deutlich als der Tod Lou Reeds die Runde machte und beinahe jede Band auf ihrem Facebook Account Beileid bekundete.

Ohne Lou Reeds Velvet Underground, so einfach ist das, hätte es keine Sex Pistols, kein Nirvana, kein Radiohead, keine Strokes und Libertines gegeben.

"You can't beat two guitars, bass, an drums.", so sagte Lou Reed einst und daran hat sich wohl bis heute nichts geändert, die Kraft und die Emotionen sind immer noch die gleichen. Selbst nach dem Ausstieg aus The Velvet Udnerground machte Lou Reed immer weiter. Album folgte auf Album, manches war komplett abgedrehte Avantgarde Musik die immer noch schwer hörbar ist ("Metal Machin Music"), anderes wie das deprimierende "Berlin" wurden von der Kritik anfangs verkannt und wiederum manches wurde zu unsterblichen Klassikern wie das von David Bowie produzierte "Transformer". Eines blieb immer gleich Lou Reed blieb immer der Grantler, der sich von keinem was sagen ließ. Nich einmal als er 2011 beschloss das Werk des Dramatikers Frank Wedekind zusammen mit Metallica zu vertonen.
Jetzt sollte man wohl die Musik sprechen lassen. Meine drei Lieblingsongs von Lou Reed, allerdings nicht nur von ihm gespielt:


Wie kann man den Konsum von Heroin auf der einen Seite als zerstörerisch und gleichzeitig als euphorisch darstellen?



Wohl so ziemlich sein bekanntester Song neben Perfect Day, ist aber auch wahnsinnig gut!


"Sometimes I feel so happy, sometimes I feel so sad" es gibt wohl keinen Song der so schön und gleichzeitig so traurig ist. Die ideale Person die, das lyrische Ich nie haben kann aber deren blaue Augen ihn immer verfolgen. Eigentlich gefällt mir die Version der Kills noch besser, aber die konnte ich nicht einbauen.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Reingehört: Arcade Fire - "Reflektor"

Wenn mich jemand fragen würde was denn die einflussreichste Band unserer Zeit ist dann hätte ich wohl drei Antworten. Also richtig einflussreich und wichtig im Sinne von das wird man in 40 Jahren noch hören können. Einflussreich wie etwa die Beatles, wobei ich keine der folgenden Bands mit den Beatles vergleichen möchte. Es gibt in etwa drei Bands denen ich diesen Status einräumen würde. Also Bands die von Album zu Album sich weiterentwickeln, immer in hoher Qualität "abliefern" und durchweg gute Kritiken bekommen.  Eine dieser Band wäre unbestritten Radiohead, warum das braucht man eigentlich nicht erklären, ich werde es wohl auch noch einmal in "Lieblingsplatten für die Ewigkeit" erläutern. Die andere Band wäre "The National", wobei das wohl am ehesten noch eine persönliche Präferenz wäre. Dann wäre da noch Arcade Fire. 

Eine kanadische Band, viel mehr ein Orchester, das seit ihrem Debüt "Funreal" einfach tolle Musik macht. Der Nachfolger, "Neon Bible" war dann wohl das Album das Bruce Springsteen immer machen wollte. Das Konzept Album "The Suburbs" ging dann zum Teil wieder ganz andere Wege, viel Synthie lastiger und an manchen Stellen angenehm reduziert. Kurz, ein Höllenritt durch die amerikanischen Suburbs und in denen Man aufwächst, das fahren lernt und hinter der perfekten Fassade ein ziemlich normales Leben führt. Bis man den Eltern endlich entflieht. "Reflektor" ist kein Album, "Reflektor" ist ein Event. Denn schon bereits im August wurden in mehrerern Großstädten Videos über die ominösen "Reflektors" an die Wände projiziert. Dies war der Beginn einer aufwendigen Marketing Kampagne an dessen Ende jetzt endlich das Album steht. Es gab wohl schon lange kein Album das einen ähnlichen Hype generierte, Schuld daran war auf der einen Seite David Bowie, der auf der ersten Single gleich einmal ein paar Gesangsparts beisteuerte und auf der anderen Seite war da noch James Murphy. James Murphy der Mitbegünder des legendären DFA Labels, bei der Bands wie The Rapture, Hot Chip und LCD Soundsystem unter Vertag stehen oder standen. Letztes Jahr löste James Murphy seine Band LCD Soundsystem auf, spielte ein letztes Konzert im Madiosn Square Garden und nun ja produziert jetzt Arcade Fire, da die beiden Bands schon seit Jahren sehr gut befreundet sind. Hier das wohl (leider) letzte Mal LCD Soundsystem live:


Die Frage ist nun wie sich das auf den Sound von Arcade Fire auswirken sollte, gehen die jetzt in die Disco? Machen tanzbaren Electro Punk?
Erschienen am 25. 10. 2013









Side A

1. "Reflektor"

Das erste Lebenszeichen, des neuen Albums und zugleich der Opener. Mehr Elektronische Beats, beinahe tanzbar, baut sich zur Mitte hin auf und nimmt dann doch eine ganz andere Wendung wenn die Gitarren in den hintergrund treten. Disco Beats, das Singen über das Sich Verlieren in der Wirklichkeit und Sinnestäuschungen, all das macht "Reflektor" wahnsinnig gut. Dann kommt irgendwann noch David Bowie dazu, was will man mehr? "Reflektor" geht mit der Zeit richtig in die Ohren. 

2. "We Exist"

Wow, also die Miachel Jackson Thriller-Gedächtnis Bassline zum Anfang schreckte mich erst Mal ab. Dazu gibt es Talking Heads Gitarren und am Ende sogar eine Kirchenorgel, für die Arcade Fire ja schon beinahe berühmt sein sollte. Groovt sich ganz schön ein. Wohl neben "Joan of Arc" einer der konventionellsten Songs des Albums

3."Flashbulb Eyes"

Hier wird der karibische Einfluss wohl am deutlichsten. Haiti hat doch ein bisschen Spuren hinterlassen, wie "Reflektor" absolut tanzbar, aber wohl immer noch Arcade Fire.

4. "Here Comes The Night Time"

Das erste was bei diesem Song auffällt ist wohl der, ich nenne es Mal "Inception" Bass also diese Dröhnen aus dem "Inception" Trailer. Wahnsinn wie verspielt alles vor sich hin spielt während Win Butler lakonisch singt: "They say heaven's a place / Yeah, heaven's a place and they know where it is/ But you know where it is? It's behind the gate, they won't let you in" zwischendrin, dann noch ein Monster mäßiges Krescendo. Aber wozu in den Himmel: „If there’s no music in heaven, then what’s it for?“. Mit der Zeit auch wieder ein furchtbarer Ohrwurm der sich in mein Ohr nistet. Gerade wegen der immer wieder angetäuschten Tempo Wechsel.

5. "Normal Person"

"Do you like Rock'n Roll Music?" frägt ein anscheinend leicht genervter Win Butler. Er anscheinend schon, denn die Gitarren heulen auf einmal ganz schön auf und man weiß warum Arcade Fire vom normal sein nichts wissen wollen. Wäre ja auch langweilig!

6. "You Already Know"

Nach einer Jahrmarkt ähnlichen Ansage "The Fantastic Arcade Fire" beginnt ein wunderschöner Pop Song a la  The Smiths.

7. "Joan Of Arc"

Ein wunderbarer Punk Anfang leitet eins meiner Highlights des Albums ein. Ein wunderbares Refrain lastiges, Stück Rockmusik, auch wenn es mit zu den konventionellsten des Albums zählt. Nur ein Kritikpunkt lasst bitte mal das ganze Französische Gesinge weg...

Side B


1. "Here Comes The Night Time II"

Eine Art Computersound deutet den Reboot an. Auf der zweiten Seite soll wohl so einiges anders werden. Die Streicher nehmen dann das Motiv aus dem ersten Song wieder auf und geleiten den Hörer wohlbehalten 
auf die andere Seite des Albums hinüber. 

2. "Awful Sound (Oh Eurydice)"

Furiose Percusion, ein schier anschwellendes Dröhnen, das alles sorgt manchmal für einen leicht awful sound. Wäre da nicht die zuckersüße Akustik Gitarre, die uns über alle Soundbarrieren hinweg hilft. Gegen Ende stimmt ein Chor ein und man erhält wohl den schönsten Wilco Song den Arcade Fire je schreiben wird. So unglaublich detailreich ist dieser Song an jeder Ecke brummelt irgendwas vor sich hin. Ein Song der ein bisschen wirkt alle Beatles Song in einem zu vereinen. 

3. "It’s never over (Oh Orpheus)"

Als ich diesen Song, das erste Mal hörte dachte ich: "Oh mein Gott die werden jetzt doch nicht wirklich 80er Jahre Disco Pop machen...) Doch gerade die leisen Momente, die herrlichen Zwischentöne machen diesen Song so großartig. Es sind nicht mehr die "normal persons" sondern gleich "Orpheys" der wohl tragischste Held, der gesamten Griechischen Mythologie, der darüber hinweg kommen soll Euridice nie mehr sehen zu können. 

4. "Porno"

Der wohl musikalisch ambitionierteste Song ist sogleich der textlich schwächste. Auch wenn die Musik echt unglaublich gut ist, all die Synthies sorgen dafür das man die manchmal leicht als Teenager Poesie anmutende Lyric vergisst. Der ganze Song hätte auch toll auf den Drive Soundtrack gepasst. Oder ist die angeblich seichte Lyrik: „Something’s wrong with me“, einfach nur ein Kommentar auf eine emotional verunsicherte Generation?

5. "Afterlife" 

Hätte es in "Porno" auch genauso gut um Teenager Problem gehen können, gehen sie jetzt aufs Ganze. "Afterlife, oh my god what an awful word" gibt es ein Leben vor dem Tod? "Afterlife" schafft es wohl am Besten den typischen Arcade Fire Sound mit dem "Reflektor" Sound zu verbinden. "It's just an afterlife with you"" mit diesem Song gerne. Ein Song der mich gleich am Anfang gekriegt hat, ein Beat der pulsiert und ein Saxophon das genauso gut aus einem astreinen 80er Pop Song gewesen sein könnte. Ob es Orpheus und Eurydike a, Ende hinbekommen mit dem "Afterlife"? Was für ein Wahnsinns Song!

7. "Supersymmetry" 

Wow was für ein Song, viel mehr wohl eine Reise. Sind wir hier in "Gravity" kein Schall, treiben wir durchs All? Immer wieder kommt ein neues Sound Fragment hinzu, nur um in der nächsten Sekunde auch shcon wieder davonzuschweben. Wins und Régines zurückgenommener Gesang wird langsam von Streichern abgelöst, alles schwillt kurz an um nach 11 Minuten endlich zu verstummen. Freischweben und experimentell so endet "Reflektor". Der  "2001- Odysee im Weltraum" Stil, die einen werden sich denken WTF ein Spacebaby, für andere ist es eine Verheißung

Was für ein Album! Arcade Fire hätte einfach versuchen können, den Sound ihrer vorherigen Alben zu reproduzieren und wären damit wahrscheinlich trotzdem erfolgreich gewesen. Doch sie wandten sich an einen komplett anderen Produzenten, der bisher eher für Elektronische Musik verantwortlich war. Man hätte das Album genauso gut auf eine CD pressen können, man hätte all die Soundspielereien, Fetzen und das ganze Gedöns weglassen können, man hätte sich nicht groß verändern brauchen, doch man hat es nicht. "Reflektor" ist bei weitem kein "einfaches" Album, es ist schwer einen Zugang zu finden, es ist ein Brocken, ein wahrliches Poputurri aus verschiedenen Sounds und Einflüssen. Doch am Ende haben sie uns etwas gegeben was sich heutzutage, trauriger weise komplett aus der Zeit gefallen anfühlt; Ein Event- ein Album das es wagt großartig zu sein und damit bemerkenswert erfolgreich ist!

Danke Arcade Fire, man sieht sich dieses Jahr hoffentlich einmal live. Denn wohl keine Band auf der Welt ist live wohl besser, wie dieses Video wohl belegt

Montag, 28. Oktober 2013

Männer die aufs Wasser starren...


Normalerweise gehe ich nur in Schweden angeln oder maximal so 5-6 Mal im Jahr in Deutschland. Es ist halt immer ein Aufwand bist man alles beisammen hat, rausgefahren ist und dann angelt man auch maximal 2-3 Stunden, nur um dann den imaginären Fang nach Hause zu bringen. Komisch das ich in den USA gleich in meinem zweiten Monat angeln gegangen bin. Peter lud mich und Lukas ein mit ihm angeln zu kommen. Allerdings nicht an den "Lake Erie" weil mein die Fische dort eher nicht essen sollte. Also fuhren wir ins benachbarte County, dessen Namen ich leider wieder einmal vergessen habe. Zumindest ist es das bei weitem konservativste County Ohio's, das erzählte mir Peter. Das liberalste County, Cuyahoga in dem auch Cleveland liegt und das konservativste dessen Namen ich leider vergessen hab, liegen quasi direkt aneinander. Mir wird gerade bewusst das ich mich noch nie länger in einer Stadt aufgehalten habe, wie ich es gerade eben in Cleveland tue. Ich muss sagen das hatte wohl auch seine Gründe. Denn je weiter wir die Stadt hinter uns ließen, desto entspannter wurde ich. Autos wurden langsam von den Kutschen der Amish abgelöst, ich hing an der Scheibe des Autos und bewunderte die Farbenpracht der Blätter. 

Als erstes mussten wir einmal ein paar Würmer suchen, da die Angelsaison anscheinend schon als beendet gilt. Die paar Würmer, bzw. Salamander waren schnell gefunden. Schon konnte es losgehen mit dem Angeln. Angel rauswerfen, warten, auf das Wasser starren, über alles mögliche Nachdenken, nach einer Stunde einholen und kontrollieren ob noch alles dran ist. So ungefähr läuft das ab. Doch die Monotonie und die Ruhe sind das was das Angeln für mich so schön machen. Einfach mal nicht denken, maximal an die Fische. 
Lukas und Peter sind die idealen Mitangler, da sie beide grundsätzlich eh nicht so viel reden. Nicht wie ich der komischerweise immer das Bedürfnis sich irgendwie mitzuteilen. Alle diese Versuche wurden erfolgreich abgeblockt. Vielleicht war das der Grund für unseren Erfolg. Obwohl wir mit nichts rechneten hatten wir am Ende an die 10 Fische gefangen, die wir natürlich gleich wieder hineinwarfen.  Lukas fing natürlich den größten Fisch und das obwohl er das erste Mal in seinem Leben angeln war....
So ist das nun mal, war mir aber völlig egal, da ich endlich mal wieder richtig an die frische Luft gekommen bin. Am Anfang war mir wahrscheinlich nicht bewusst das mir das auch fehlen könnte, frische Luft also richtige und nicht irgendwelches air condition Gedöns, sowie Bäume, Natur eben. Dieser Herbst ist einfach herrlich, auch wenn es kein "richtiger" Indian Summer ist. Es ist immer noch wärmer als Zuhause die Sonne scheint, der Himmel ist klar und die Blätter leuchten in den schönsten Farben. Was will ich mehr?












Der erste und gleichzeitig letzte Fisch!
Das wohl genialste Lied wenn es um das Thema Angeln geht, da ist alles drinnen. Im Ernst aber Reinald Grebe schwebt ja eh über allem, zumindest sollte er das.

Sonntag, 27. Oktober 2013

Ohio Fair Trade Expo


Vor 2 Wochen begleitete ich die IRTF, also die InterReligious Task Force on Central America, die Organisation für die der liebe Lukas ein Jahr arbeitet mit zur John Carroll University in Cleveland, wo dieses Jahr Ohio's 12. Fair Traide Expo stattfinden sollte. Dafür musste ich allerdings um 5 Uhr früh aufstehen und zu St. Patrick's radeln wo ja die Earth Day Coalition und IRTF ihre Büros haben. Also mich aus dem Bett gequält, es verflucht das ich mich bereit erklärt habe mit zu kommen und die 20 Minuten zum office gefahren. Dort erst Mal mit dem Lukas auf Brian gewartet (Brian ist Lukas Chef bei IRTF), der dann irgendwann auch kam, er hatte verschlafen... Ich half dann mit beim Auto beladen und schon gings auf zur Uni.

John Caroll ist eine eher kleinere Universität und eine katholische noch dazu. Dafür ist sie sehr schön da, sie in einer Art modernisiertem Viktorianischem Stil gebaut ist. Außerdem war das Wetter unglaublich gut, für dieses späte Zeit. Perfekt um den ganzen Tag im inneren einer Universität zu verbringen. IRTF war mit einer der Hauptveranstalter der Fair Traide Expo, die mit anderen Leute aus dem Bereich des Fair Trade jedes Jahr veranstaltet wird. Neben einem Fair Trade Marktplatz, sollte es aber auch mehrere Workshops zum Thema Fair Trade geben, wie etwa: " Wie verbinde ich Fair Trade mit meinem Christlichen Glauben" und "International Students gegen Free Trade" aber dazu später mehr. Natürlich gab es auch wieder Keynote Speaker. Einen oder eine Keynote Speaker/in (Genderbeitrag der Woche) muss es bei fast jeder Veranstaltung in den USA geben. Ein Keynote Speaker/in verleiht durch den Namen gleich etwas offizielles, den Hauch von Wichtigkeit. Wenn ich an Keynote Speaker denke, dann denke ich an Produktpräsentationen von Steve Jobs oder die jährlichen Präsentationen auf der E3 bei der die Journalisten richtig durchdrehen. Wie hier:

Außerdem ist eine Keynote ja auch eine Grundsatzrede, also eine verallgemeinernde Rede, die auf ein allgemein gültiges Ergebnis kommt. Nun ja, anscheinend hat die Keynote Speech so etwas ansprechendes an sich das eigentlich alles eine Keynote Speech sein könnte. So auch bei der Fair Traide Expo eine Keynote Speech über "Die Entwicklung von Fair Trade am Beispiel von Fair gehandeltem Cafe in Guatemala" man hätte es auch einfach Vortrag nennen können... Außerdem war der Vortrag dann auch gar nicht so toll, da ist jemand promovierter Professor, hat die halbe Welt bereist, aber das man für seine Präsentation halbwegs hochauflösende Fotos benutzt hat dem guten Mann noch keiner gesagt. Hauptsache der Name stimmt.
Wir besuchten dann auch verschiedene Workshops, wie einen über die verschiedenen Fair Trade Zertifizierungen und was sie genau bedeuten, bzw. wer sie eigentlich vergibt.

Dann waren wir noch bei einem Workshop, der denk ich hieß:"United Students For Fair Trade". Die Leute, die das veranstalten waren ja total nett, aber was da zum Teil verzapft wurde. Darüber kann man nur seinen Kopf schütteln. Zu Beginn wurden erst ein Mal Fair Trade und Free Trade gegenübergestellt und miteinander "verglichen", wobei verglichen echt übertrieben ist. Das Ergebnis Fair Trade toll, Free Trade ist das böse in Person. Schön das von Leuten aus einem Land zu hören, dessen wirtschaftlicher Erfolg auf der Deregulierung der Wirtschaft beruht. Einem Land bei dem ein kleiner Teil sehr wohl, sehr gut durch die ganzen Free Trade agreements profitiert hat, das dadurch natürlich auch Arbeitsplätze verloren gehen können, weil Arbeit nun Mal in Mexiko günstiger ist war keinem klar... Ich rede mich schon wieder in Rage. Also das Ganze jetzt abgekürzt. Es soll ein neues Free Trade Agreement geben, zwischen den USA und beinahe allen anderen Staaten, die am Atlantik liegen. Das würde dann zum Zusammenbruch des Systems führen. Firmen könnten Staaten verklagen, was sie denk ich schon können. Außerdem hat kein Mensch Einblick in die Ausarbeitung dieses Dokuments, nicht Mal Senatoren oder ähnliches. Nun ja mir kam das ganze sehr spanisch und einfach wie eine Verschwörungstheorie vor.
"Keynote" Speaker 1
Der Fair Trade Marktplatz

Lukas kann sich nie entscheiden...
Zwei Nasen tanken Super
Irgendwann um eins oder so gabs dann Mittagesen, wir waren mit unserer Schicht erst um drei drann also haben wir die Zeit noch etwas genutzt um ein Wenig durch die Gegend zu schlendern. Am Ende sind wir dann wie immer, in eine Pharmacy (DM ähnlich, Drogerie) gegangen. Lukas und ich haben zwei "Lieblingsbeschäftigungen" hier in Cleveland, entweder "Thrift Shopping" also Einkaufen in second hand Läden oder wir hängen in irgendwelchen Pharmacys rum, weil wieder irgendwer ein Shampoo braucht. Das mag für manche eine Sache von 2 Sekunden sein. Für den Lukas ist das eine sehr schwierige Entschiedung die mindestens 10 Minuten lang abgewogen muss.

Danach zurück zu John Caroll und ja es wurde eine Shampoo gekauft!!! Wir haben dann noch unsere Schicht am IRTF Stand abgeleistet. Also einfach fair gehandelte Produkte an die Kunden verkauft. Auf dem Rückweg haben wir uns dann zu dritt in die Kabine von Brian's Truck geklemmt, was zu recht lustigen Situationen führte, sobald Brian schalten musste.
John Caroll University
"Old Fashion Hot Dogs"
Am Abend war ich dann im noch im Catolic Worker House zum Abendessen. Irgendwann sind der Lukas und ich dann zur "Storefront", also die Suppenküche, die von den Catolic Workern mit betrieben wird. Peter und Elisa, die auch vor 8 Jahren ASF Freiwillige war hatten ein "bonfire", ein Lagerfeuer im backyard der "Storefront" gemacht. So saßen wir dann noch den ganzen Abend bis spät in die Nacht am Feuer, tranken Bier und redeten. Feuer sind ja sowieso immer toll, mit Lagerfeuer kriegt man mich immer. Bevor ich dann irgendwann um 2 Heim geradelt bin, sind wir noch für einen kleinen Abstecher und vor allem einen Chilli Dog zu "Old Fashion Hot Dogs gegangen", einem wahrlich herrlichen Laden. So wie in diesem Laden habe ich mir den "Mittleren Westen" eigentlich vorgestellt. Etwas konservativ, Sohn bei der Army (nicht wegen dem Geld sondern aus Prinzip) und nach 20 Jahren Frieden immer noch kein großer Freund von "Kommunisten" in welcher Form auch immer, all das trifft auf den Besitzer des Ladens zu. Er ist in etwa wie seine Hot Dogs, leicht old fashioned. Trotzdem waren die Hot Dogs verdammt gut! Hier! Als er erfuhr das wir Deutsche seien erzählte er uns erst Mal, das die Deutschen ja gar nicht so schlimm waren, auch nicht im 2. Weltkrieg sondern die Russen die eigentlichen Verursacher allen Übels, sind/waren/immer sein werden. Irgendwann sind wir dann auch bei Rocky 4 angekommen und das das ja der beste Film der ganzen Rocky Serie ist. Rocky 4 hab ich irgendwann mal Nachts auf RTL 2 gesehen, Rocky in Russland gegen Ivan Drago ( Dolph Lundgreen in wohl seiner größten Rolle). Rocky, die Verkörperung des Amerikanischen Traums gegen Ivan Drago, den brutalen Russen. Besser hätte man den kalten Krieg nicht verbildlichen können...

Das ist eine Sache die ich an Cleveland auch sehr liebe, nämlich das es trotz der ganzen Veränderungen und der Gentrifizierung, gibt es immer noch Orte und Leute, die so komplett aus der Zeit gefallen wirken. Zerrissenheit ohne Zerrissenheit geht beinahe nichts in Amerika.


Freitag, 25. Oktober 2013

Indian Summer?

Toms Wunderhaus 
"Indian Summer" so nennt man wohl das Phänomen, wenn es gegen im Spätherbst in Nordamerika, ungewöhnlich warm und trocken sein sollte. Seit der 5. Klasse wurden uns die schönsten Bilder von sich verfärbenden Blättern gezeigt. Das sollte dann wohl der "Indian Summer" sein, da es hier in Nordamerika sowieso beinahe nur reine Laubwälder gibt ist das gar nicht so unwahrscheinlich. Doch wo bleibt er der "Indian Summer"? Gibt es den denn diese Jahr wenn ich mich schon mal hier aufhalte gar nicht, oder ist er schon rum? Eigentlich wollte ich das hier schon vor 4 Tagen schreiben, während ich das ganze nun zu Pixeln bringe regnet es, außerdem hat es bereits ein mal Schnee mäßig gehagelt, nämlich Gestern. Die Desillusionierung ist also perfekt. Es ist ja nicht so als ob das Wetter die ganze Zeit schlecht gewesen ist, ich hab mir das ganze aber irgendwie doch ein bisschen anders vorgestellt. Kurz, ich will meinen "Indian Summer" JETZT!
Nicht weil ich ein schulisches Trauma aufarbeiten, will. Nicht weil ich diese Bild von wunderbar verfärbten Blättern im Hinterkopf habe. Nicht weil ich den normalen Herbst nicht mag, ich liebe den Herbst. Er ist wahrscheinlich meine Lieblingsjahreszeit. Ich bin ein bequemer Mensch und es wäre einfach bequemer die wunderbare Natur Ohios zu genießen wenn es nicht hageln würde. SO genug Gemotze, ich bin ja schließlich in den USA, also Ärmel hochkrempeln und an meinem persönlichen "pursiut of happines" arbeiten. Wie man das hier ja tun sollte. 

Eigentlich sollten das hier 2 Einträge werden, weil die Photos auf zwei verschiedenen Ausflügen entstanden und eigentlich bis auf die reinen Natur Motive nichts miteinander zu tun haben. Die einen also vom Strand usw. entstanden bei einer "Solar Tour" mit Dolores. Wir fuhren in Nordost Ohio rum und besuchten einen ihrer Freunde. Einen Nerd. Einen Ökonerd!  Spätestens in 20 Jahren wird das vielleicht mal cool sein, wie das was Heute in Zeiten von "laugh track" Humor a la "Big Bang Theory" als Nerd verstanden wird...
Nun ja, wir besuchten also Tom, der etwas außerhalb von Cleveland wohnt. In einem Haus das über beinahe alles verfügt was man sich im Bereich "green housing" nur vorstellen kann. Aber Tom ist kein typisches Mitglied der weißen Oberschicht, der sich für diese Maßnahmen entschieden hat weil er es sich schlichtweg leisten kann und ein bisschen gutes Gewissen ja noch keinem geschadet hat. Nein, Tom ist Ingenieur, seinen Job hat er allerdings vor 17 Jahren aufgegeben um sich um seine Kinder zu kümmern, nich gerade typisch für die USA. Jetzt ist er vor allem Bastler und Idealist. Jeder in den USA ist eigentlich Idealist, jeder ist von irgendetwas überzeugt und brennt dafür. Either all in or nothing. Das Problem ist  nur das sich die Ideale an die jeder glaubt unglaublich unterscheiden. Aber das sei nur mal eine naive Beobachtung meinerseits. Zurück zu Bob der baut seine eigenen Photovoltaik Anlagen, sein eigenes Gemüse an, arbeitet an einem Gewächshaus das neben seinen Pflanzen auch sein Haus passiv wärmt oder baut seine eigenen Elektroautos. Die sind nicht irgendwie kommerziell, sondern komplett selbst gebaut und entwickelt. Fahren tun sie allerdings auch nur in etwa 100 Meilen, dann müssen die Golfcart Batterien wieder geladen werden.
Ein Auto nur für Idealisten
Garten mit Wildzaun
Mag zwar in Deutschland nichts besonderes sein, hier schon
Es war wirklich etwas skurril, aber auch in irgendeiner Form sympathisch. Danach fuhren wir zum Strand, dem schönsten Strand lake Erie's. The nicest beach ever! Amerikaner lieben Superlative. Der Strand war aber wirklich ziemlich schön, man fühlt sich direkt wie am Meer, nur ohne die ganzen Nachteile des Meeres. Dem typischen Meergeruch und dem Salzwasser. Das ist zumindest meine bescheidene Meinung.

Vom Strand auf den Berg. Zuhause hätte ich nie gedacht das Natur, also Wald, frische Luft, irgendetwas sein könnte, das mir in Cleveland fehlen würde. Ich hab ja noch nie länger in einer größeren Stadt gelebt. Deswegen war ich echt begeistert mit Dolores ein bisschen wandern zu gehen. Also rauf auf einen Berg, von dem man Cleveland echt wunderbar sehen konnte. Es sah so aus wie wenn die Hochhäuser direkt aus dem Wald ragen würden. Was für eine schöne Vorstellung. Eine grüne Stadt am blauen See. 
Foggy City

Wolken
Look, it's a squirrel 
Kim und Rob am 3. 3. 72 getroffen, für immer zusammen.
Eigentlich wollt ich das Angeln mit Lukas hier auch mit verwurschteln. Ist dann aber doch mehr geworden als erwartet. Ob die kreative Kraft am parallel laufenden Arcade Fire Album liegt? Ich weiß es nicht. Bin zumindest hundemüde. Also bis zum nächsten mal, dann mit der "Ohio Fair Trade Expo", dem Angeltrip und der "Leadership Conforence". Sollte ich am Wochenende die Muse finden, bin ich dann wohl endlich im Hier und Jetzt angekommen und muss nicht weiter hinterher bloggen. Ein Grund warum ich nicht mehr richtig hinterherkomme mag wahrscheinlich "Breaking Bad" sein, das ich jetzt wieder angefangen habe nachdem ich bis zur 4. Staffel alles auf einer meiner externen Festplatte gefunden habe. Einfach geniale Serie, die ich endlich mal fertig kucken will. Hier das Lied am dem Ende des genialen Piloten.






Samstag, 19. Oktober 2013

Trailer Check: "Inside Llyen Davis"

Habe gerade nicht so richtig lust über was über meinen Freiwilligendienst zu schreiben, deswegen gibt´s Heute mal was anderes und dann Morgen wieder business as usual.


"Inside Llyen Davis" es gibt wohl viele Gründe warum ich mich auf diesen Film freue. Da wären erst mal die Cohens die Regie führen und auch das Drehbuch geschrieben haben. Die Coens sind für mich einfach ein Phänomen, von "Fargo", "The Big Lebowski", "Brother Where Art Thou" bis hin zum grandiosen, auch endlich mal Oscar gekrönten "No Country For Old Men", egal was für einen Film sie machen es begeistert mich immer wieder. Sie haben einfach ein ziemlich gutes Händchen, für gut geschriebene, skurrile Charaktere. Dann die Handlung, die New Yorker Folk Szene zu Beginn der 60er Jahre, besser geht es für mich nicht, da Bob Dylan für mich eine Art gottähnliches Wesen ist. Die Coens sind ja auch große Dylan Verehrer und er hat ja auch einen unveröffentlichten Song, "Farwell" aus den Sessions zu "The Times They're A Changing" für den Soundtrack zur Verfügung gestellt. Apropos Soundtrack, der dürfte ja bei einem solchen Film eine nicht allzu kleine Rolle spielen. Dieser liegt auch in Besten Händen denn produziert wurde er vom Coen Stammproduzenten T-Bone Burnett und Mumford & Sons Sänger Marcus Mumford, Justin Timberlake darf denk ich auch mal ans Mikrofon, also nicht die schlechtesten Voraussetzungen.

Aber worum geht es in dem Film überhaupt? Es geht wohl um einen Folksänger im "Greenwich Village",  in New York der 60er Jahre, der Wiege Amerikanischer Folk Musik also. New York zu dieser magischen Zeit, als Musiker aus dem ganzen Land dorthin pilgerten um im "Gaslight" oder einem der anderen legendären Clubs aufzutreten. So machte sich zu dieser Zeit auch ein junger, zu dieser Zeit noch sehr unbekannter Mann aus dem Norden Minnesotas auf um dort sein Glück zu probieren und seinem dahinsterbenden Idol Woody Gutherie ein paar Songs im Krankenhaus zu spielen. Dabei handelte es sich um keinen geringeren als Bob Dylan. Der kurze Zeit später zu der "voice of a generation" werden sollte, die er nie sein wollte. So zumindest schildert er es in seiner ziemlich guten Autobiographie, die ich jedem nur empfehlen kann, auch meinem Vater, der sie immer noch nicht gelesen hat...
Im Film geht es wohl aber einfach um einen unbekannten, nicht explizit als Bob Dylan, bezeichneten Folk Sänger, der von Oskar Isaac (Drive) verkörpert wird. Inspiriert wurde diese Rolle wohl von Dave van Ronk, auch einem Folk Sänger, der Bob Dylan und Joni Mitchel ihre ersten Auftritte verschaffte, selbst aber nie den wirklich großen Durchbruch hatte. Eine typische Coen Story also, der Versuch nach höherem zu Streben und dann das unglückliche, tragische Scheitern. Melancholie, gepaart mit skurrilen Charakteren. Für mich die perfekte Kombination.

Aber auch die Schauspieler sind wieder mal fantastisch. John Goodman, der ja fast schon zum Inventar eines guten Coen Brother's Film gehört ist mit dabei und spätestens seit seiner Rolle als "Walter Sobchak" im "Big Lebowski" unsterblich. Schon im Trailer gibt es wieder einen Moment der mich an eben diese Rolle erinnert.


Nebenbei spielt auch Carry Muligan, die spätestens seit "Drive" und ihrer unglaublich guten Performance in "Shame" zu einer der besten Schauspielerinnen ihrer Generation gilt. Außerdem gibt es noch Justin Timberlake, als Schönling was sonst. Ich freue mich zumindest schon unheimlich auf den 20. September wenn der Film, zumindest in den USA im Kino zu sehen sein wird. Sehr gute Kritiken hat der Film ja auch bereits erhalten, so zum Beispiel den großen Preis der Jury dieses Jahr in Canne. Hier gibt es jetzt erst einmal den Trailer, den ersten weil mir der Song daraus so gut gefällt:

Freitag, 18. Oktober 2013

"Sustainable Cleveland 2019 Summit" or how to change the world!


Das Cleveland Public Auditorium  
So jetzt gibt es endlich mal wieder was neues aus Cleveland. Leider bin ich mit der Berichterstattung immer noch hinterher. Denn die "Sustainable Cleveland Summit 2013" ist mittlerweile schon fast 2 Wochen her denke ich. Es passiert einfach manchmal so viel das es schwer ist alles richtig einzuordnen.
Außerdem muss ich alle Einträge bis auf weiteres hier im Büro machen, wozu ich mich manchmal echt aufraffen muss.

Aber egal, eh nicht so wichtig, lieber Ego polieren und wie ginge das besser als mit der "Sustainable Cleveland 2013 Summit". Ich war wohl noch nie in meinem, bescheidenen Leben, bei einer "wichtigeren" Konferenz (obwohl es ja keine Konferenz sein soll). Schließlich geht es hier um CLEVELAND und die Zukunft Clevelands in den nächsten Jahren bis in das Jahr 2019.
Sustainable Cleveland 2019 ist ein Programm das vom Bürgermeister, "Mayor" Frank Jackson 2011 ins Leben gerufen wurde um Cleveland bis in das Jahr 2019 nachhaltig zu verändern und die Stadt insgesamt bis in das Jahr 2019 ökologisch nachhaltiger zu gestalten. Dazu wurde das Büro für Sustainability ins Leben gerufen das sich eben um diese Dinge kümmern soll. Außerdem wurde der "Climate Action Plan" beschlossen, eine Art Katalog mit Umwelt Zielen, die bis in das Jahr 2019 erreicht werden sollten. Jedes Jahr findet deswegen eben jenes Event statt, bei welchem diese Ziele kontrolliert werden sollen und gleichzeitig am Erreichen der anderen Ziele gearbeitet werden soll. Außerdem ist es eine gute Plattform, um all die verschiedenen Parteien zusammen an einen Tisch zu bekommen. Also etwa, Community development Organisationen, staatliche Organe, wie etwa "Department of Health", "Department of Agriculture" und non Profits wie etwa die EarthDay Coalition. Jährlich kommen all diese dann bei der Summit zusammen, die jeweils jedes Jahr unter einem anderen Motto steht. Dieses Jahr ist das Jahr "of zero Waste", nachdem letztes Jahr das Jahr der "renewabale energies" war.  Das ist zumindest das was ich glaube verstanden zu haben.
Eben jener "Mayor Frank Jackson"
Cleveland sieht sich selbst als Stadt in einer Vorreiterrolle in dieser Thematik. Ich weiß noch sehr gut, wie ich teilweise verlacht wurde als ich einigen Leuten erzählte das ich nächstes Jahr in den USA für eine Umweltorganisation arbeiten werde. OK, zugegeben ich konnte mir das selbst nicht wirklich vorstellen. Denn nach meiner "arroganten" Europäischen Einschätzung ist das für einen Durchschnitts  Amerikaner ungefähr so interessant, wie Menschenrechte in Südamerika (gell Lukas ;)) Aber ich muss sagen hier tut sich echt einiges, gerade in Cleveland.

Gut nach dem brennenden Cuyahoga River im Jahr 1969, war es wohl auch an der Zeit etwas zu ändern. Für Cleveland war das quasi der berühmte Schuss vor den Bug. Wenn es mit der konsequenten Umweltverschmutzung, durch die Industrie, weitergegangen wäre, wäre wohl das gesamte Ökosystem des Lake Erie für immer verloren gewesen. Man muss hier zu wissen die Great Lakes, also Erie, Huron, Superior, Michigan und Lake Ontario bilden das größte Süsswasserreservoir der Welt!
Also ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil. Apropos Wasser; Das ist wohl das was mich bisher am Leben in den USA am meisten stört. Das Wasser.
Es schmeckt einfach unglaublich nach Chlor und wenn ich etwas hasse dann ist es der Geschmack von Chlor im Wasser. Ich weiß nicht ob ich vielleicht als ich jünger war mal irgendwann im Schwimmbad viel Wasser geschluckt hab, aber irgendwie hab ich eine richtig krasse Aversion gegenüber Chlor.
Das Wasser des Lake Erie, woher ganz Cleveland sein Trinkwasser bekommt, ist aber anscheinend so verschmutzt, das es mit doch recht großen Mengen Chlor angereichert werden muss. Naja das mit dem Trinken ist nicht so das große Problem, das kann man relativ gleich beheben indem man sich einen Filter kauft, oder gleich gefiltertes Wassern in Flaschen, Containern etc. Aber Duschen und Zähneputzen muss ich ja auch. Jetzt im Ernst mich hebt es echt manchmal sogar unter der Dusche wenn ich das Chlor im Wasser rieche. Was tut man nicht alles um im Land "der unbegrenzten Möglichkeiten zu leben. Aber ich schweife ab eigentlich wollte ich ja über die Summit schreiben und mich hier nicht über das Wasser auskotzen.

Ironischerweise ist die Meeting Hall mit Bildern der ehemaligen Stahlindustrie verziert, die zum Großteil für die gravierende Umweltverschmutzung verantwortlich sind.
Tisch 19!
Offizieller geht's ja wohl nicht?
Also Summit und nicht Konferenz, das heißt die Besucher dürfen und müssen sich auch mit einbringen und hören nicht nur zu. Am Anfang lauschten wir den wohlgesonnenen Worten des "Mayor Frank Jackson" der die ganze Veranstaltung eröffnete. Ich denke als Bürgermeister ist man hier mehr eine Art Marke, als ein gewählter Mensch mit Amt. Danach gab es einen leicht beweihräucherten Blick zurück auf was schon alles im Rahmen der "Sustainable Cleveland 2019" Agenda geschafft wurde. Ein bisschen Motivation muss ja schließlich sein. Dann kam der Schock wir mussten wirklich alle auch selbst was machen. Ich dachte am Anfang ich kann mich einfach dort mit hinsetzen, die Keynote Speaker anhören, mich ein bisschen berieseln lassen, vielleicht was lernen und vor allem kostenlose Verpflegung abgreifen (Ich war Zero Waste Volunteer, deswegen war das alles kostenlos für mich, normal kostet eine Karte für 2 Tage 60 Dollar) Ran an die Arbeit, so half ich beim erstellen eines Zeitstrahls von 1969 bis 2019, in welchen alle wichtigen umwelttechnischen Stationen Clevelands eingetragen wurden, außerdem brainstormte ich innerhalb der Gruppe Community/Neighbourhood eifrig mit. Weil ich so ein unglaublich gewiefter Fuchs bin gibt es hier sogar das unglaublich geheime Video der Summit, dass nämlich auf Youtube nur für Leute die auf der Summit waren zugänglich ist.


Mittags gabs dann echt guten Lunch (alles lokaler Herkunft und biologisch!) und den ganzen Tag wässerigen Amerikanischen "Kaffe", immerhin fair getradet. Was man mit dem Geld dafür wohl alles sinnvolleres hätte anfangen können? Ich werde schon wieder zynisch...
Naja so hat man zumindest ein reines Gewissen wenn man, während man über die Probleme unserer Zeit nachdenkt und dazu literweise fair gehandelten Kaffe trinkt und das ist ja schließlich auch shcon was wert. Ich will das ganze jetzt nicht schlechter machen als es ist aber am Ende des Tages wird halt auch einfach mehr geredet als im Nachhinein konkret gehandelt. Für mich war das ganze aber doch überaus lohnenswert. Da ich sehr viele Leute kennengelernt habe, mit denen ich teilweise direkt oder indirekt zusammenarbeiten werde und ich durfte sehr viel über die Geschichte Clevelands lernen.
Es mag sich vielleicht naiv anhören aber ich habe das Gefühl das hier zum Teil wirklich etwas erreicht wird, people start to care again, for their environment, their communities, their health. Ich bin wirklich froh teilweise Teil dieser "Bewegung" sein zu dürfen. Auf das sich Cleveland von der alten, verpesteten, sozial schwachen, Industriestadt wandelt hin zu der grünen, fahrradfreundlichen, Stadt, die sie nach ihrem Selbstverständnis bereits ist. Es ist auf jeden Fall spannend.

Ich finde es aber zum Teil echt bewundernswert. Zum Beispiel die zahlreichen, Community Gärten und Urban Farns. Insgesamt gibt es über 300 registrierte in ganz Cleveland. Teils kommerzielle, teils private non profit Gärten. Denen es darum geht lokales Essen, selbst zu produzieren, frei von Pestiziden und ohne eine Anreise von mehreren Tausend Kilometern.
Dies ist alles möglich weil es in Cleveland einen sehr starken "sense of Community" gibt oder generell "Community", den Leuten wieder sehr wichtig ist. "Community" bedeutet hier allerdings denke ich weitaus mehr als rein die deutsche Übersetzung Gemeinschaft. Es bedeutet Zugehörigkeit, Interesse, die Leute wollen ihre Nachbarn wieder kennen und mit ihnen gemeinsam, etwas verändern. Selbst wenn es nur kleine Dinge sind der Wille ist da. Auch hier in Cleveland oder gerade hier.

Ich schwafel schon wieder zu pathetisch aber gerade ist mein verlorener Laptop eingetroffen!!! Was für eine Odyssee der wohl hinter sich hatte? Ich will es gar nicht wissen, aber ich bin heilfroh ihn wieder zu haben, vor allem wegen der Daten. Mehr Glück als Verstand wohl weiterhin das Motto unter dem mein Auslandsjahr steht. Es gäbe schlechteres... :)

Jetzt gibt es dann wahrscheinlich wieder regelmäßig Posts, sodass ich vielleicht bald mal in der "Gegenwart" ankomme ;)
Der Moment...

Aus gegebenem Anlass...











Donnerstag, 10. Oktober 2013

Gibt es hier etwa Alligatoren?!

Mein Arbeitsplatz im Office
In erster Linie bin ich ja nicht in die USA gekommen um über die Schönheit der Stadt Cleveland zu berichten, sondern um zu arbeiten. Ja arbeiten, das hört sich erst einmal komisch an wenn man die letzten 3 Monate nach dem Abitur eher mit herumhängen verbracht hat oder besser gesagt mit der Vorbereitung auf ein Jahr ohne Alkohol ;) Arbeiten werde ich das ganze Jahr für die Earth Day Coalition, eine doch nicht so kleine Umweltorganisation in Cleveland, besser gesagt in Ohio City. 
Seit meiner Zusage für dieses Projekt hab ich gerätselt was sich wohl hinter diesem Namen verbergen wird. Denn Umweltschutz in der USA? Das erste was Bild was dabei in meinen Kopf kam, war ein Haufen verträumter Hippies in fair gehandelten Hanfklamotten, die versuchen  andere Amerikaner von ihrer "idealen Lebensweise" zu überzeugen und nein ich bin nicht Klischee befreit...
Trotzdem kann ich Entwarnung geben.

In Amerika ist alles ein "Business", jede non Profit, schlichtweg alles, selbst der Staat schein ein riesiges "Business" zu sein, sonst könnte er ja wohl nicht schließen, oder? Die Earth Day Coalition muss deswegen zwangsläufig wohl auch ein "Business" sein, aber ein überaus liebenswürdiges. Ich wurde echt sehr nett Willkommen geheißen und in alle Themen- und Arbeitsbereiche eingeführt. Bei der Earth Day Coalition arbeiten 6 Festangestellte Mitarbeiter, "staff" und einige "interns" also Praktikanten, die meistens bereits studieren. Nachdem ich die Einführung hinter mich gebracht hatte,
verbrachte ich die ersten Tage damit mich am Computer zurecht zu finden. Denn hier gibt es ausnahmslos MAC's. Also diese riesigen Apple Schachteln, die aussehen als wären sie direkt aus Stanley Kubrick's Set für "2001 A Space Odysseey" gefallen. Die ersten Tage verbachte ich also erst einmal mit Büroarbeit, also Kontaktdaten in die Datenbank eingeben, "Social Media" Gedöns und alles andere was man sich unter dem Begriff "shitwork" wohl alles vorstellen kann. Da das alles aber noch so neu für mich ist, macht mir selbst das ziemlich Spaß. So geht es mir bisher eh im allgemeinen, ich glaube ich profitiere zur Zeit wohl noch mehr von der Earth Day Coalition, als sie von mir.
Zur Zeit bin ich dabei mich in das "Naturehood" Projekt einzuarbeiten, dass wohl den Schwerpunkt meiner Arbeit bilden wird. "Naturehood" ist ein Projekt das es sich zum Ziel gesetzt hat, brachliegende, unbebaute Flächen, von denen es seit der Subprime Krise in Cleveland mehr als genug gibt, wieder zu renaturieren. Dies soll vor allem durch heimische Pflanzen und mit der Hilfe der anliegenden Nachbarn erreicht werden. Aber bis es damit Los geht, muss ich wohl erst einmal den berüchtigten Clevelander Winter überstehen...

Aber es gibt ja Gott sei Dank derweil genug anderes zu arbeiten. Wie etwa im "Dike 14 Nature Preserve", einer Art Naturschutzgebiet etwa drei Kilometer östlich von Cleveland. Hier führt die Earth Day Coalition regelmäßig Schulklassen, durch das Gelände. So auch letzte Woche, als ich Dolores dorthin begleiten durfte. Nach ein paar Minuten warten kam schon der erste Schulbus mit Schülern der 11. Klasse einer Highschool in Cleveland. Bei der ersten Führung war ich nur quasi als Aufpasser dabei, um zu sehen wie das genau abläuft. Während ich die zweite Gruppe schon fast allein führen durfte. Es war schon irgendwie komisch, denn noch nicht einmal vor einem jahr wäre ich wohl an ihrer Stelle gewesen und hätte wahrscheinlich genauso gelangweilt reagiert, wenn mir auf einmal jemand was über Gräser erzählen will. Trotzdem war es schon komisch anzusehen, dass diese Kids anscheinend noch nie in ihrem Leben in der "Natur" waren. Jede noch so kleine Fliege, Mücke oder sonstige Kreatur stellte eine lebensbedrohliche Gefahr dar. Da leben sie seit ihrer Geburt in Cleveland, einer zumindest für mich, Großstadt, die die letzten Jahre eigentlich immer in den Top Ten der gefährlichsten Städte der USA rangierte und dann kommen sie in ein kleines Naturschutzgebiet und fürchten sich vor menschenfressenden Kojoten...


Während meiner Führung machte ich mir diese Angst ein bisschen zu nutze, mein Grundschullehrer wäre wohl von dieser Art der Pädagogik begeistert gewesen. Ich erzählte den Schülern, die durch den frisch gefundenen Kojoten Kot sowieso schon verschreckt waren, dass letztes Wochenende hier ein Mann von einem Alligator gebissen und fast getötet worden wäre. Die Schüler nahmen mir den Schwindel dankenswerter Weise ab und waren von nun an wirklich aufmerksam. Auch wenn ich die ganze Zeit Fragen beantworten musste, ob es hier den wirklich Alligatoren gibt. Dolores, die mich begleitete hielt bis zum Ende der Führung dicht. Das ganze dauerte ja sowieso nur eine knappe Stunde, war aber, da ich komplett alles in Englisch machen musste, schon ziemlich anstrengend.
Ich hoffe das ich das bald mal wieder machen kann, vielleicht dann auch ohne Alligatoren.



Nachdem wir mit den Führungen fertig waren, fuhr ich mit Dolores noch zum Lunch zu Sokolovski's, einem polnischen Restaurant, in dem Bill Clinton sogar schon mehrfach gegessen hat. Zum Essen gab es eine Art Hackbraten mit Kartoffelpüree und Blaukraut. Es hätte genauso gut bayrisches Essen sein können für mich zumindest schmeckte es mehr nach Bayern als nach Polen, aber die sind ja für manche Amerikaner ja sowieso dasselbe.
Bill Clinton's Lieblingsessen in dessen Lieblingsrestaurant Sokolovski's in Cleveland
Bisher finde ich mich in der Arbeitswelt auch bestens zurecht, mal sehen wie das weitergeht, die nächsten Tage, Wochen, Monate. Das tolle ist an meinem Projekt ist wirklich das alle Leute so unglaublich nett und hilfsbereit sind, sodass ich wenn ich irgendwo mal nicht weiterkommen sollte immer einen Ansprechpartner habe. Auf jeden Fall ist die Arbeit sehr spannend, egal ob man mit einem eingefleischten Auto Fan auf dem Tremont Arts Festival über die Vorzüge von Hybrid Autos redet oder den "Instrumental Evening For The Earth", unseren Fundraiser, mitorganisiert. Man bekommt auf jeden Fall einen guten Einblick wie eine kleine non Profit wie Earth Day Coalition funktioniert und arbeitet.
 Ich freue mich wirklich auf die weiteren Monate, oder wie Woody Guthrie es sagen würde: "This Train is bound for glory..." Ich war nämlich auch auf einer Art Woody Guthrie Broadway Show, aber dazu ein anderes Mal.

Dienstag, 8. Oktober 2013

Cleveland! A Green City On A Blue Lake

4 Mal segeln in der ersten Woche, bei diesem Wetter sicher nicht das schelchteste
Nach 12 Stunden Fahrt im Greyhound Bus, der doch gar nicht so schlimm ist wie mir so manches Mal vorher prophezeit wurde, erreichten wir endlich Cleveland, die Stadt in der ich die nächsten 12 Monate arbeiten, wohnen und leben werde. Während wir nach Cleveland reinfuhren machte mich Lukas, der mit mir ebenfalls in Cleveland sein wird und dort für IRTF eine kleine Menschenrechtsorganisation arbeitet, auf ein Hochhaus aufmerksam auf dem in grünen Lettern CSU zu lesen war. Man wird, die wohl nie Los... Selbst nach den Landtagswahlen in Bayern verfolgt uns die CSU bis nach Cleveland. 2 Tage später kam die Entwarnung, es handelt sich dabei nur um die gigantische Cleveland State University.
Das Beweisstück
Aber jetzt dann doch mal zum eigentlichen. CLEVELAND! Da waren wir nun und warteten darauf von unseren jeweiligen Supervioren abgeholt zu werden. Nach einer halben Stunde warten um 6 Uhr Morgens kam dann endlich meine Supervisorin. Welche auf den Namen Elaine Barnes hört und für die Earth Day Coalition im Bereich Clean Transportation arbeitet. Ich war natürlich ziemlich fertig, was aufgrund der langen Busfahrt kein Wunder war, natürlich war ich auch hungrig, deswegen war ich ziemlich begeistert. Als Elaine mir mitteilte, dass das ganze Earth Day Team mir zu Ehren im "Big Egg" mit mir frühstücken wollte, freute mich das sehr. Gleich am ersten Tag in einem richtigen Amerikanischen Diner. Wuhu! Das man im Diner den Café unbegrenzt nachgefüllt bekommt ist wirklich eine der besten Erfindungen amerikanischer Zivilisation. Im Diner konnte ich dann auch endlich mal alle meine Kollegen bei der Earth Day Coalition kennen lernen. Danach ging es dann direkt ins Büro, wo ich mich auf der Couch erst einmal ein "bisschen" ausruhte.

Zum Mittagessen (lunch) lud uns Scott auf sein Segelboot ein und so durfte ich gleich am ersten Tag zur Rock'n Roll Hall of Fame segeln, wo im Sommer und Spätherbst am Donnerstag der "Lunch at the Lake" stattfindet. Bei dem immer ein paar "Food Trucks" runter zur Hall Of Fame kommen und auch immer eine relative gut Live Band. Hey es war mein erster Tag und dann war gleich so viel Los! Lunch At the Lake war wirklich schön. Für mein erstes Mal segeln stellte ich mich denk ich auch nicht allzu blöd an. Immerhin nahm mich Scott bis jetzt weitere fünf mal mit.
Die Hall Of Fame vom Wasser aus
Gizeh
Am Tag an dem ich ankam war gleichzeitig auch die "Great Lakes Truck Expo" im brandneuen "Convention Center". Elaine wollte dort einmal vorbeischauen, da "Clean Cities Ohio", eine Organisation die sich für saubereren Transport um und in Ohio einsetzt. Also kam ich an meinem ersten Tag gleich mal in den Genuss, dieser riesigen Truck Show. Ich hab wohl noch nie so große Trucks gesehen, mein kleiner Bruder wäre wahrscheinlich ausgerastet. Für mich war es doch eher langweilig wahrscheinlich auch weil ich so müde war, es zog mehr so an mir vor bei. Nach der Truck Expo gings dann endlich zu Elaine nach Hause, wo ich die ersten Tage erst einmal wohnen sollte, bis eine Wohnung für mich gefunden wurde. Außerdem musste ich am nächsten Tag früh raus, da ich Christina und Scott (mein Chef) zum Mother Earth News Festival nach "Seven Springs" bei Pittsburgh begleiten wollte.

Also wieder um 8 raus und mit dem Auto die 4 Stunden nach Pittsburgh gefahren. Die ich die meiste Zeit einfach durchgeschlafen habe. Das Mother Earth News Festival ist eine Art Umweltfestival, mit über 300 Ausstellern und verschiedenen Workshops und Rednern, die von Hühnerhaltung in der Stadt, Imkerei in der Stadt und einigem Esoterischen Gedöns alles abdeckte. Scott und Chrisitna wollten, dort vor allem hin um ein paar Anregungen für das "Earth Fest", dass die Earth Day Coalition jedes Jahr veranstaltet zu bekommen. "Aber das Earth Fest" ist schon eine ganz andere Partie als das Mother Earth News Festival, da es mehr ein educational Festival ist und nicht nur auf den reinen Verkauf ausgelegt ist. Ich fand das eher komisch aber die Amerikaner stehen da wahrscheinlich drauf, es war mehr ein Lifestyle Event als ein wirkliches Festival. Das ganze kann man sich sowieso nur leisten wenn man genug Geld hat, das ist wahrscheinlich mit der größte Unterschied zu uns. Natürlich ist lokales Essen besser, aber meistens auch teurer. Natürlich wäre es besser dieses biologische Waschmittel zu verwenden, aber es wäre auch 3 Mal so teuer. Natürlich ist ein Hybrid Auto besser für meinen Verbrauch, aber brauch ich das überhaupt wenn Benzin hier sowieso so günstig ist.
Am Ende bleibt man selbst doch lieber Schwein, gerade wenn das Bewusstsein dafür nicht da ist. Durch die Grünen hat all das bei uns zumindest auch eine politische Stimme, während hier Hippies, Idealisten und die gebildete, vermögende Oberschicht eher auf verlorenen Posten stehen. Das Mother Earth News Festival war zwar interessant, aber nicht die Art wie ich mir so ein Festival vorgestellt habe, ich werde ja am 14. April sehen wie das "Earth Fest" aussieht.

Jetzt kommen wir zum "Culture Schock" Moment. Auf der Rückfahrt vom Mother Earth News Festival fragte mich Scott ob ich Lust hätte ihn zur "Homecoming Parade" seiner Tochter auf der Bay Village Highschool zu begleiten. Da ich ja so viel wie Möglich von meinem Amerika Aufenthalt mitnehmen wollte, sagte ich zu. Also ging es bereits am 2. Tag zu einem Highschool Football game.
Das war dann doch ziemlich strange, wie alle Mitglieder der Highschool in irgendwelchen riesigen Karren die Straße entlangzogen. Es waren alle dabei vom "Soccer Team" über die Cheerleader, die ich mir eindeutig hübscher vorgestellt hatte (Aber daran ist wahrscheinlich das Fernsehen Schuld). Es war wirklich jeder dabei, zumindest vordergründig. An sich finde ich es schon gut das, alle Schüler in den USA so mit ihrer Schule identifizieren können, doch ich frage mich wie das dann in der Praxis aussieht. Denn ob man im Highschool Football Team ist oder in der Frauen Fußball Mannschaft macht dann in der Praxis denke ich schon einen Unterschied. Ob wirklich jeder so Teil einer Gemeinschaft sein will?

Nach der Parade kamen wir zum Stadion, wo dann das Football Spiel stattfinden sollte. Die Tribünen waren wirklich gut gefüllt, die "Marching Band" heizte dem Publikum ein. Americana in Reinform sozusagen. Die Schüler die nicht in irgendeiner Form am Spiel beteiligt waren verkauften mittelschlechte Pizza und Hotdogs. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch kein Kameraladekabel, sodass es keine Photos von diesem denkwürdigen Event gibt. Vom Spiel selbst verstand ich nicht wirklich die Welt. Aber das ist ja auch eins meiner großen Ziele dieses Jahr, zumindest die grundlegenden Regeln von Football und Baseball zu verstehen. Nach etwa 10 Minuten wurde das Spiel dann leider aufgrund eines aufziehenden Unwetters abgebrochen. Schade ich hätte gern noch mehr gesehen aber es wird wohl noch mehr Gelegenheiten geben.

Der Tag war aber noch nicht vorbei obwohl ich bereits genug für etwa drei Tage erlebt hatte. Von der Highschool ging es dann direkt weiter in den "Savannah Grill", eine Bar in der es jeden Abend Live Musik gibt. An diesem Abend spielte eine Band in der einer von Scott's Freunden spielt, mit dem er bereits in der Highschool zusammen gespielt hatte. Die Band war ziemlich gut und spielte vor allem einige der schönsten Klassiker amerikanischer Musik, von Neil Young (Powderfinger) bis Bob Dylan (Like A Rolling Stone), alle Songs wurden ordentlich verbluesd, da der Sänger unglaublich gut Mundharmonika spielte. Es war nur etwas komisch anzuschauen wie etwa 60 Jährige zu dieser Musik tanzten... die ich jetzt eigentlich nicht als tanzbar einstufen würde.

Achja dann war da ja auch noch das Ingenuity Festival auf dem ich war. Eine Art Avantgarde Kunst Festival direkt am See. Das Festival feiert wohl die Verbindung von kunst und Technologie wenn ich das richtig verstanden habe. Zu sehen gabs dort jede Menge Kunst, vor allem Videospielkunst was ich besonders cool fand. Aber auch DJs die auflegten. Irgendwie schwer zu beschreiben. Ich fand das allerdings unglaublich aufregend, da ich ja in einer doch eher kleineren Stadt aufgewachsen bin, wo es sowas eher nicht gibt. Ich kam aus dem Staunen kaum heraus. Hier ein Video vom 2012er Event, dass das Ganze wohl besser beschreibt als ich das kann, oder will


Für einen Absacker fuhren wir irgendwann so um 2 noch nach Tremont zu Tony's, Scotts Lieblingsbar (Scott hat einige Lieblingsbars). Tony's ist aber wirklich eine sehr schöne Bar, so ziemlich das was ich mir schon immer unter dem Begriff Bar vorstellte. Schwer mit Holz verkleidet, einen sehr schönen alten Tresen und ein kleines Klavier in der Ecke. Das ganze ist seit 30 Jahren in Familienbesitz wie mir Scott erklärte. Das Beste an Tony's ist im Zweifelsfall dann doch das Essen. Dort gibt es wirklich unglaubliche Minipizzen. Aber auch die Leute denen der laden gehört sind unglaublich nett, so durfte ich der Besitzerin erst einmal die richtige Aussprache, der deutschen Biersorten beibringen ;)
Weihnsteffaner Oktoberfestbier und Augustiner, da gabs echt ziemlich viel. Zum Abchluss dann noch ein Tiramousso eine Mischung aus Tiramisu und Mousse au chocolat, die wirklich unbeschreiblich gut schmeckte.

Das waren also meine ersten drei Tage in Cleveland, wenn ich alles so ausführlich beschreibe komm ich wohl kaum weiter, aber wir werden sehen. So weit ich das jetzt schon beurteilen kann, Cleveland ist echt eine unglaublich tolle Stadt, die in den letzten 10 Jahren sich ganz schön verändert hat, von Amerikas ärmster und zweit gefährlichster Stadt, hin zu der pulsierenden und doch sehr attraktiven Stadt, die ich bisher vorfand. Das Beste an Cleveland ist wahrscheinlich der See, der einen doch immer an das Meer erinnert, weil er einfach so unglaublich groß ist. Ich liebe außerdem die Spuren, der Vergangenheit, die man doch überall sehen kann, all das verrostete Stahl das daran erinnert, das Cleveland mal eine der wichtigsten Industriestädte Amerikas war.

Stahl und Hochhäuser
Cleveland vom Boot aus