Dienstag, 8. Oktober 2013

Cleveland! A Green City On A Blue Lake

4 Mal segeln in der ersten Woche, bei diesem Wetter sicher nicht das schelchteste
Nach 12 Stunden Fahrt im Greyhound Bus, der doch gar nicht so schlimm ist wie mir so manches Mal vorher prophezeit wurde, erreichten wir endlich Cleveland, die Stadt in der ich die nächsten 12 Monate arbeiten, wohnen und leben werde. Während wir nach Cleveland reinfuhren machte mich Lukas, der mit mir ebenfalls in Cleveland sein wird und dort für IRTF eine kleine Menschenrechtsorganisation arbeitet, auf ein Hochhaus aufmerksam auf dem in grünen Lettern CSU zu lesen war. Man wird, die wohl nie Los... Selbst nach den Landtagswahlen in Bayern verfolgt uns die CSU bis nach Cleveland. 2 Tage später kam die Entwarnung, es handelt sich dabei nur um die gigantische Cleveland State University.
Das Beweisstück
Aber jetzt dann doch mal zum eigentlichen. CLEVELAND! Da waren wir nun und warteten darauf von unseren jeweiligen Supervioren abgeholt zu werden. Nach einer halben Stunde warten um 6 Uhr Morgens kam dann endlich meine Supervisorin. Welche auf den Namen Elaine Barnes hört und für die Earth Day Coalition im Bereich Clean Transportation arbeitet. Ich war natürlich ziemlich fertig, was aufgrund der langen Busfahrt kein Wunder war, natürlich war ich auch hungrig, deswegen war ich ziemlich begeistert. Als Elaine mir mitteilte, dass das ganze Earth Day Team mir zu Ehren im "Big Egg" mit mir frühstücken wollte, freute mich das sehr. Gleich am ersten Tag in einem richtigen Amerikanischen Diner. Wuhu! Das man im Diner den Café unbegrenzt nachgefüllt bekommt ist wirklich eine der besten Erfindungen amerikanischer Zivilisation. Im Diner konnte ich dann auch endlich mal alle meine Kollegen bei der Earth Day Coalition kennen lernen. Danach ging es dann direkt ins Büro, wo ich mich auf der Couch erst einmal ein "bisschen" ausruhte.

Zum Mittagessen (lunch) lud uns Scott auf sein Segelboot ein und so durfte ich gleich am ersten Tag zur Rock'n Roll Hall of Fame segeln, wo im Sommer und Spätherbst am Donnerstag der "Lunch at the Lake" stattfindet. Bei dem immer ein paar "Food Trucks" runter zur Hall Of Fame kommen und auch immer eine relative gut Live Band. Hey es war mein erster Tag und dann war gleich so viel Los! Lunch At the Lake war wirklich schön. Für mein erstes Mal segeln stellte ich mich denk ich auch nicht allzu blöd an. Immerhin nahm mich Scott bis jetzt weitere fünf mal mit.
Die Hall Of Fame vom Wasser aus
Gizeh
Am Tag an dem ich ankam war gleichzeitig auch die "Great Lakes Truck Expo" im brandneuen "Convention Center". Elaine wollte dort einmal vorbeischauen, da "Clean Cities Ohio", eine Organisation die sich für saubereren Transport um und in Ohio einsetzt. Also kam ich an meinem ersten Tag gleich mal in den Genuss, dieser riesigen Truck Show. Ich hab wohl noch nie so große Trucks gesehen, mein kleiner Bruder wäre wahrscheinlich ausgerastet. Für mich war es doch eher langweilig wahrscheinlich auch weil ich so müde war, es zog mehr so an mir vor bei. Nach der Truck Expo gings dann endlich zu Elaine nach Hause, wo ich die ersten Tage erst einmal wohnen sollte, bis eine Wohnung für mich gefunden wurde. Außerdem musste ich am nächsten Tag früh raus, da ich Christina und Scott (mein Chef) zum Mother Earth News Festival nach "Seven Springs" bei Pittsburgh begleiten wollte.

Also wieder um 8 raus und mit dem Auto die 4 Stunden nach Pittsburgh gefahren. Die ich die meiste Zeit einfach durchgeschlafen habe. Das Mother Earth News Festival ist eine Art Umweltfestival, mit über 300 Ausstellern und verschiedenen Workshops und Rednern, die von Hühnerhaltung in der Stadt, Imkerei in der Stadt und einigem Esoterischen Gedöns alles abdeckte. Scott und Chrisitna wollten, dort vor allem hin um ein paar Anregungen für das "Earth Fest", dass die Earth Day Coalition jedes Jahr veranstaltet zu bekommen. "Aber das Earth Fest" ist schon eine ganz andere Partie als das Mother Earth News Festival, da es mehr ein educational Festival ist und nicht nur auf den reinen Verkauf ausgelegt ist. Ich fand das eher komisch aber die Amerikaner stehen da wahrscheinlich drauf, es war mehr ein Lifestyle Event als ein wirkliches Festival. Das ganze kann man sich sowieso nur leisten wenn man genug Geld hat, das ist wahrscheinlich mit der größte Unterschied zu uns. Natürlich ist lokales Essen besser, aber meistens auch teurer. Natürlich wäre es besser dieses biologische Waschmittel zu verwenden, aber es wäre auch 3 Mal so teuer. Natürlich ist ein Hybrid Auto besser für meinen Verbrauch, aber brauch ich das überhaupt wenn Benzin hier sowieso so günstig ist.
Am Ende bleibt man selbst doch lieber Schwein, gerade wenn das Bewusstsein dafür nicht da ist. Durch die Grünen hat all das bei uns zumindest auch eine politische Stimme, während hier Hippies, Idealisten und die gebildete, vermögende Oberschicht eher auf verlorenen Posten stehen. Das Mother Earth News Festival war zwar interessant, aber nicht die Art wie ich mir so ein Festival vorgestellt habe, ich werde ja am 14. April sehen wie das "Earth Fest" aussieht.

Jetzt kommen wir zum "Culture Schock" Moment. Auf der Rückfahrt vom Mother Earth News Festival fragte mich Scott ob ich Lust hätte ihn zur "Homecoming Parade" seiner Tochter auf der Bay Village Highschool zu begleiten. Da ich ja so viel wie Möglich von meinem Amerika Aufenthalt mitnehmen wollte, sagte ich zu. Also ging es bereits am 2. Tag zu einem Highschool Football game.
Das war dann doch ziemlich strange, wie alle Mitglieder der Highschool in irgendwelchen riesigen Karren die Straße entlangzogen. Es waren alle dabei vom "Soccer Team" über die Cheerleader, die ich mir eindeutig hübscher vorgestellt hatte (Aber daran ist wahrscheinlich das Fernsehen Schuld). Es war wirklich jeder dabei, zumindest vordergründig. An sich finde ich es schon gut das, alle Schüler in den USA so mit ihrer Schule identifizieren können, doch ich frage mich wie das dann in der Praxis aussieht. Denn ob man im Highschool Football Team ist oder in der Frauen Fußball Mannschaft macht dann in der Praxis denke ich schon einen Unterschied. Ob wirklich jeder so Teil einer Gemeinschaft sein will?

Nach der Parade kamen wir zum Stadion, wo dann das Football Spiel stattfinden sollte. Die Tribünen waren wirklich gut gefüllt, die "Marching Band" heizte dem Publikum ein. Americana in Reinform sozusagen. Die Schüler die nicht in irgendeiner Form am Spiel beteiligt waren verkauften mittelschlechte Pizza und Hotdogs. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch kein Kameraladekabel, sodass es keine Photos von diesem denkwürdigen Event gibt. Vom Spiel selbst verstand ich nicht wirklich die Welt. Aber das ist ja auch eins meiner großen Ziele dieses Jahr, zumindest die grundlegenden Regeln von Football und Baseball zu verstehen. Nach etwa 10 Minuten wurde das Spiel dann leider aufgrund eines aufziehenden Unwetters abgebrochen. Schade ich hätte gern noch mehr gesehen aber es wird wohl noch mehr Gelegenheiten geben.

Der Tag war aber noch nicht vorbei obwohl ich bereits genug für etwa drei Tage erlebt hatte. Von der Highschool ging es dann direkt weiter in den "Savannah Grill", eine Bar in der es jeden Abend Live Musik gibt. An diesem Abend spielte eine Band in der einer von Scott's Freunden spielt, mit dem er bereits in der Highschool zusammen gespielt hatte. Die Band war ziemlich gut und spielte vor allem einige der schönsten Klassiker amerikanischer Musik, von Neil Young (Powderfinger) bis Bob Dylan (Like A Rolling Stone), alle Songs wurden ordentlich verbluesd, da der Sänger unglaublich gut Mundharmonika spielte. Es war nur etwas komisch anzuschauen wie etwa 60 Jährige zu dieser Musik tanzten... die ich jetzt eigentlich nicht als tanzbar einstufen würde.

Achja dann war da ja auch noch das Ingenuity Festival auf dem ich war. Eine Art Avantgarde Kunst Festival direkt am See. Das Festival feiert wohl die Verbindung von kunst und Technologie wenn ich das richtig verstanden habe. Zu sehen gabs dort jede Menge Kunst, vor allem Videospielkunst was ich besonders cool fand. Aber auch DJs die auflegten. Irgendwie schwer zu beschreiben. Ich fand das allerdings unglaublich aufregend, da ich ja in einer doch eher kleineren Stadt aufgewachsen bin, wo es sowas eher nicht gibt. Ich kam aus dem Staunen kaum heraus. Hier ein Video vom 2012er Event, dass das Ganze wohl besser beschreibt als ich das kann, oder will


Für einen Absacker fuhren wir irgendwann so um 2 noch nach Tremont zu Tony's, Scotts Lieblingsbar (Scott hat einige Lieblingsbars). Tony's ist aber wirklich eine sehr schöne Bar, so ziemlich das was ich mir schon immer unter dem Begriff Bar vorstellte. Schwer mit Holz verkleidet, einen sehr schönen alten Tresen und ein kleines Klavier in der Ecke. Das ganze ist seit 30 Jahren in Familienbesitz wie mir Scott erklärte. Das Beste an Tony's ist im Zweifelsfall dann doch das Essen. Dort gibt es wirklich unglaubliche Minipizzen. Aber auch die Leute denen der laden gehört sind unglaublich nett, so durfte ich der Besitzerin erst einmal die richtige Aussprache, der deutschen Biersorten beibringen ;)
Weihnsteffaner Oktoberfestbier und Augustiner, da gabs echt ziemlich viel. Zum Abchluss dann noch ein Tiramousso eine Mischung aus Tiramisu und Mousse au chocolat, die wirklich unbeschreiblich gut schmeckte.

Das waren also meine ersten drei Tage in Cleveland, wenn ich alles so ausführlich beschreibe komm ich wohl kaum weiter, aber wir werden sehen. So weit ich das jetzt schon beurteilen kann, Cleveland ist echt eine unglaublich tolle Stadt, die in den letzten 10 Jahren sich ganz schön verändert hat, von Amerikas ärmster und zweit gefährlichster Stadt, hin zu der pulsierenden und doch sehr attraktiven Stadt, die ich bisher vorfand. Das Beste an Cleveland ist wahrscheinlich der See, der einen doch immer an das Meer erinnert, weil er einfach so unglaublich groß ist. Ich liebe außerdem die Spuren, der Vergangenheit, die man doch überall sehen kann, all das verrostete Stahl das daran erinnert, das Cleveland mal eine der wichtigsten Industriestädte Amerikas war.

Stahl und Hochhäuser
Cleveland vom Boot aus


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