Sonntag, 27. Oktober 2013

Ohio Fair Trade Expo


Vor 2 Wochen begleitete ich die IRTF, also die InterReligious Task Force on Central America, die Organisation für die der liebe Lukas ein Jahr arbeitet mit zur John Carroll University in Cleveland, wo dieses Jahr Ohio's 12. Fair Traide Expo stattfinden sollte. Dafür musste ich allerdings um 5 Uhr früh aufstehen und zu St. Patrick's radeln wo ja die Earth Day Coalition und IRTF ihre Büros haben. Also mich aus dem Bett gequält, es verflucht das ich mich bereit erklärt habe mit zu kommen und die 20 Minuten zum office gefahren. Dort erst Mal mit dem Lukas auf Brian gewartet (Brian ist Lukas Chef bei IRTF), der dann irgendwann auch kam, er hatte verschlafen... Ich half dann mit beim Auto beladen und schon gings auf zur Uni.

John Caroll ist eine eher kleinere Universität und eine katholische noch dazu. Dafür ist sie sehr schön da, sie in einer Art modernisiertem Viktorianischem Stil gebaut ist. Außerdem war das Wetter unglaublich gut, für dieses späte Zeit. Perfekt um den ganzen Tag im inneren einer Universität zu verbringen. IRTF war mit einer der Hauptveranstalter der Fair Traide Expo, die mit anderen Leute aus dem Bereich des Fair Trade jedes Jahr veranstaltet wird. Neben einem Fair Trade Marktplatz, sollte es aber auch mehrere Workshops zum Thema Fair Trade geben, wie etwa: " Wie verbinde ich Fair Trade mit meinem Christlichen Glauben" und "International Students gegen Free Trade" aber dazu später mehr. Natürlich gab es auch wieder Keynote Speaker. Einen oder eine Keynote Speaker/in (Genderbeitrag der Woche) muss es bei fast jeder Veranstaltung in den USA geben. Ein Keynote Speaker/in verleiht durch den Namen gleich etwas offizielles, den Hauch von Wichtigkeit. Wenn ich an Keynote Speaker denke, dann denke ich an Produktpräsentationen von Steve Jobs oder die jährlichen Präsentationen auf der E3 bei der die Journalisten richtig durchdrehen. Wie hier:

Außerdem ist eine Keynote ja auch eine Grundsatzrede, also eine verallgemeinernde Rede, die auf ein allgemein gültiges Ergebnis kommt. Nun ja, anscheinend hat die Keynote Speech so etwas ansprechendes an sich das eigentlich alles eine Keynote Speech sein könnte. So auch bei der Fair Traide Expo eine Keynote Speech über "Die Entwicklung von Fair Trade am Beispiel von Fair gehandeltem Cafe in Guatemala" man hätte es auch einfach Vortrag nennen können... Außerdem war der Vortrag dann auch gar nicht so toll, da ist jemand promovierter Professor, hat die halbe Welt bereist, aber das man für seine Präsentation halbwegs hochauflösende Fotos benutzt hat dem guten Mann noch keiner gesagt. Hauptsache der Name stimmt.
Wir besuchten dann auch verschiedene Workshops, wie einen über die verschiedenen Fair Trade Zertifizierungen und was sie genau bedeuten, bzw. wer sie eigentlich vergibt.

Dann waren wir noch bei einem Workshop, der denk ich hieß:"United Students For Fair Trade". Die Leute, die das veranstalten waren ja total nett, aber was da zum Teil verzapft wurde. Darüber kann man nur seinen Kopf schütteln. Zu Beginn wurden erst ein Mal Fair Trade und Free Trade gegenübergestellt und miteinander "verglichen", wobei verglichen echt übertrieben ist. Das Ergebnis Fair Trade toll, Free Trade ist das böse in Person. Schön das von Leuten aus einem Land zu hören, dessen wirtschaftlicher Erfolg auf der Deregulierung der Wirtschaft beruht. Einem Land bei dem ein kleiner Teil sehr wohl, sehr gut durch die ganzen Free Trade agreements profitiert hat, das dadurch natürlich auch Arbeitsplätze verloren gehen können, weil Arbeit nun Mal in Mexiko günstiger ist war keinem klar... Ich rede mich schon wieder in Rage. Also das Ganze jetzt abgekürzt. Es soll ein neues Free Trade Agreement geben, zwischen den USA und beinahe allen anderen Staaten, die am Atlantik liegen. Das würde dann zum Zusammenbruch des Systems führen. Firmen könnten Staaten verklagen, was sie denk ich schon können. Außerdem hat kein Mensch Einblick in die Ausarbeitung dieses Dokuments, nicht Mal Senatoren oder ähnliches. Nun ja mir kam das ganze sehr spanisch und einfach wie eine Verschwörungstheorie vor.
"Keynote" Speaker 1
Der Fair Trade Marktplatz

Lukas kann sich nie entscheiden...
Zwei Nasen tanken Super
Irgendwann um eins oder so gabs dann Mittagesen, wir waren mit unserer Schicht erst um drei drann also haben wir die Zeit noch etwas genutzt um ein Wenig durch die Gegend zu schlendern. Am Ende sind wir dann wie immer, in eine Pharmacy (DM ähnlich, Drogerie) gegangen. Lukas und ich haben zwei "Lieblingsbeschäftigungen" hier in Cleveland, entweder "Thrift Shopping" also Einkaufen in second hand Läden oder wir hängen in irgendwelchen Pharmacys rum, weil wieder irgendwer ein Shampoo braucht. Das mag für manche eine Sache von 2 Sekunden sein. Für den Lukas ist das eine sehr schwierige Entschiedung die mindestens 10 Minuten lang abgewogen muss.

Danach zurück zu John Caroll und ja es wurde eine Shampoo gekauft!!! Wir haben dann noch unsere Schicht am IRTF Stand abgeleistet. Also einfach fair gehandelte Produkte an die Kunden verkauft. Auf dem Rückweg haben wir uns dann zu dritt in die Kabine von Brian's Truck geklemmt, was zu recht lustigen Situationen führte, sobald Brian schalten musste.
John Caroll University
"Old Fashion Hot Dogs"
Am Abend war ich dann im noch im Catolic Worker House zum Abendessen. Irgendwann sind der Lukas und ich dann zur "Storefront", also die Suppenküche, die von den Catolic Workern mit betrieben wird. Peter und Elisa, die auch vor 8 Jahren ASF Freiwillige war hatten ein "bonfire", ein Lagerfeuer im backyard der "Storefront" gemacht. So saßen wir dann noch den ganzen Abend bis spät in die Nacht am Feuer, tranken Bier und redeten. Feuer sind ja sowieso immer toll, mit Lagerfeuer kriegt man mich immer. Bevor ich dann irgendwann um 2 Heim geradelt bin, sind wir noch für einen kleinen Abstecher und vor allem einen Chilli Dog zu "Old Fashion Hot Dogs gegangen", einem wahrlich herrlichen Laden. So wie in diesem Laden habe ich mir den "Mittleren Westen" eigentlich vorgestellt. Etwas konservativ, Sohn bei der Army (nicht wegen dem Geld sondern aus Prinzip) und nach 20 Jahren Frieden immer noch kein großer Freund von "Kommunisten" in welcher Form auch immer, all das trifft auf den Besitzer des Ladens zu. Er ist in etwa wie seine Hot Dogs, leicht old fashioned. Trotzdem waren die Hot Dogs verdammt gut! Hier! Als er erfuhr das wir Deutsche seien erzählte er uns erst Mal, das die Deutschen ja gar nicht so schlimm waren, auch nicht im 2. Weltkrieg sondern die Russen die eigentlichen Verursacher allen Übels, sind/waren/immer sein werden. Irgendwann sind wir dann auch bei Rocky 4 angekommen und das das ja der beste Film der ganzen Rocky Serie ist. Rocky 4 hab ich irgendwann mal Nachts auf RTL 2 gesehen, Rocky in Russland gegen Ivan Drago ( Dolph Lundgreen in wohl seiner größten Rolle). Rocky, die Verkörperung des Amerikanischen Traums gegen Ivan Drago, den brutalen Russen. Besser hätte man den kalten Krieg nicht verbildlichen können...

Das ist eine Sache die ich an Cleveland auch sehr liebe, nämlich das es trotz der ganzen Veränderungen und der Gentrifizierung, gibt es immer noch Orte und Leute, die so komplett aus der Zeit gefallen wirken. Zerrissenheit ohne Zerrissenheit geht beinahe nichts in Amerika.


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