Mittwoch, 30. Oktober 2013

Lou Reed, der Versuch einer Würdigung.

Auch wenn es fast nie jemand liest, wenn ich über Musik schreibe, manches muss einfach raus.


Lou Reed? Was hat der denn mit deinem Auslandsjahr, mit ASF, geschweige denn mit Cleveland zu tun. Nun ja mit Cleveland eigentlich jede Menge. Natürlich sind The Velvet Underground Mitglied der Rock'n Roll Hall of Fame im Jahr 1996, wie auch nicht als eine der einflussreichsten Rock Bands aller Zeiten. Dabei wurde The Velvet Underground erst posthum zu der Band als die sie Heute noch angesehen wird. Wohl kaum eine Band war innerlich mehr zerstritten und zerrüttet, selbst die Libertines  haben es geschafft zwei Alben aufzunehmen, Velvet Underground in  der Original Besetzung nur eins.
Nämlich das Album mit der Banane, "The Velvet Underground & Nico" das durch das Cover Andy Warhol's wohl unsterblich wurde. Ein weiterer Bezugspunkt zu Cleveland ist, das The Velvet Underground in Cleveland zu ihrer Hochzeit genauso beleibt waren wie in New York. Während sie überall im Land unbekannt waren spielten sie zwischen 1967 und 1968, 24 Mal in Cleveland! In 2 Jahren 24 Mal und das in Cleveland. Dann wäre da wohl noch die tragischste und letzte Verbindung zwischen Lou Reed und Cleveland nämlich seine Lebertransplantation, die er letztes Jahr in der Cleveland Clinic, eine der besten Kliniken des Landes vornehmen ließ. Die Leber, dessen Erkrankung letztendlich für den Tod Lou Reeds mit 71 Jahren verantwortlich war.

Das erste Mal das ich mit Lou Reed oder seiner Musik in Verbindung kam war bei meinem ersten Bob Dylan Konzert, schon ein wenig ironisch. Ich glaube ich war 14 oder 15 Jahre alt und wir fuhren nach München in den furchtbaren Zenith, wohl eine der schlechtesten Konzerthallen Deutschlands, zumindest was die Akustik angeht. Auf dem Konzert dann, den Andi getroffen. Der Andi wohnt in München und ist auch ein kultischer Dylan Verehrer. Der Andi hat mir dann mal empfohlen mir doch mal Lou Reed und The Velvet Underground anzuhören. Naiv und kriminell wie ich war, hab ich sofort im Internet nach dem ersten Lou Reed Diskographie Torrent gesucht, den ich dann über mehrere Tage (ja wir haben immer noch eine furchtbare Internet Leitung) heruntergeladen habe. Das müssen so um die 30 Gigabyte gewesen sein, schon pervers da zieht sich so ein kleiner Bengel das ganze Musikalische Schaffen eines Menschen in ein paar Tagen. Also hab ich angefangen Lou Reed zu hören, das heißt ich versuchte es. Doch schon bald musste ich herausfinden, dass das ja gar nicht wie Bob Dylan war. Die Melodien waren kaum harmonisch, die Texte drehten sich um Heroin, Tod, manchmal bearbeiteten die Musiker Gitarren mit Geigenbögen, oder ein schlechtes Deutsches Model, dass nicht wirklich singen kann, singt. Kurz, ich war überfordert und zwar wie.
So das ich Lou Reed und The Velvet Underground erst Mal ruhen ließ.

Das nächste Mal das ich wieder zu Lou Reed oder Velvet Underground griff, war etwa zwei Jahre später, als ich dachte es wird nie besser werden als das was die Libertines in ihrer kurzen Schaffensepoche produzierten. Auf einmal schien ich zu verstehen, warum da manchmal nur ein Akkord für 6 Minuten gespielt wird, warum die da auf Eisenstühle schlagen oder warum die Texte alle so schön dunkel waren. Alles schien so plausibel, man braucht nur genug Weltekel und Größenwahn um sich eine eigene Welt zu schaffen, man muss vielleicht nicht geniale Texte schreiben können oder ein Instrument beherrschen. Brian Eno, der Mann der Coldplay seit Viva La Vida zu immer neuen Stufen des Bombast treibt, sagte einst über Velvet Underground:"The first Velvet Underground record sold 30,000 copies in the first five years. I think everyone who bought one of those 30,000 copies started a band," man findet wohl selbst Heute keine Band die nicht von The Velvet Underground beeinflusst war oder ist. Das wurde vor allem Deutlich als der Tod Lou Reeds die Runde machte und beinahe jede Band auf ihrem Facebook Account Beileid bekundete.

Ohne Lou Reeds Velvet Underground, so einfach ist das, hätte es keine Sex Pistols, kein Nirvana, kein Radiohead, keine Strokes und Libertines gegeben.

"You can't beat two guitars, bass, an drums.", so sagte Lou Reed einst und daran hat sich wohl bis heute nichts geändert, die Kraft und die Emotionen sind immer noch die gleichen. Selbst nach dem Ausstieg aus The Velvet Udnerground machte Lou Reed immer weiter. Album folgte auf Album, manches war komplett abgedrehte Avantgarde Musik die immer noch schwer hörbar ist ("Metal Machin Music"), anderes wie das deprimierende "Berlin" wurden von der Kritik anfangs verkannt und wiederum manches wurde zu unsterblichen Klassikern wie das von David Bowie produzierte "Transformer". Eines blieb immer gleich Lou Reed blieb immer der Grantler, der sich von keinem was sagen ließ. Nich einmal als er 2011 beschloss das Werk des Dramatikers Frank Wedekind zusammen mit Metallica zu vertonen.
Jetzt sollte man wohl die Musik sprechen lassen. Meine drei Lieblingsongs von Lou Reed, allerdings nicht nur von ihm gespielt:


Wie kann man den Konsum von Heroin auf der einen Seite als zerstörerisch und gleichzeitig als euphorisch darstellen?



Wohl so ziemlich sein bekanntester Song neben Perfect Day, ist aber auch wahnsinnig gut!


"Sometimes I feel so happy, sometimes I feel so sad" es gibt wohl keinen Song der so schön und gleichzeitig so traurig ist. Die ideale Person die, das lyrische Ich nie haben kann aber deren blaue Augen ihn immer verfolgen. Eigentlich gefällt mir die Version der Kills noch besser, aber die konnte ich nicht einbauen.

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