Samstag, 1. März 2014

Ich danke der Academy! Oscar Predictions 2014


Normalerweise wären mir die Oscars wohl nie einen Blogeintrag wert, aber dieses Jahr ist irgendwie anders. Zum einen weil ich eigentlich fast alle Nominierten Filme gesehen habe, doch einer der deutlichen Vorteile wenn man in einer Großstadt in den USA lebt. Der andere Grund ist, dass ich die Oscars zum ersten Mal live sehen kann, bisher musste ich immer bis zum nächsten Tag warten und vor allem höllisch aufpassen, das sich mich nicht irgendwo "spoilern" lasse. Ich bin ja nicht Mal der große Oscar Fan, dafür steht mir meine Film Leidenschaft dann doch viel zu viel im Weg (Ich werde es nie verzeihen können das Filme wie Fight Club oder Drive nicht Mal nomminiert werden können). Ein bisschen wie in der der Superbowl "How I Met Your Mother" Folge. Aber ich schweife ab, denn wir vergessen doch wie wichtig die Oscars sind, wichtig für das Image der ehemaligen "Traumfabrik" Hollywood. Denn die Filmindustrie befindet sich ziemlich in der Krise, auch wenn es nach außen nie so scheinen darf. Davon lebt Hollywood und die Filmindustrie schließlich, "larger then live" zu sein. Große Emotionen auf die Leinwand zu zaubern, uns zum Denken anregen, um uns etwas vorzugaukeln, das eigentlich nicht existiert und in erster Linie um uns zu unterhalten. Das ist oder sollte der Sinn von Filmen sein. Am 2. März wird alles perfekt sein, die Lächeln falsch aber bestimmt. Hollywood feiert sich selbst.

Das Problem ist jedoch, dass durch den Zusammenbruch des DVD Marktes und den immer mehr schrumpfenden US Markt wirtschaftlich ganz schön kriselt. Aber vor allem kreativ steckt Hollywood in der Krise, man vertraut hauptsächlich nur noch auf große Franchises, wie "The Avengers", "The Hunger Games" und "The Hobbit". Versteht mich nicht falsch ich bin ein riesen Fan der Avengers und der ganzen Superheldenfilme, doch es kommt fast nichts mehr neues. Außer die Fortsetzung der großen etablierten Franchises. Mir geht das mittlerweile gewaltig auf den Sack, aber auf der anderen Seite was bleibt ihnen sonst übrig? Ich will nicht den fünften Iron Man sehen, nicht den viel zu frühen Clash zwischen Superman und Batman, auch wenn ich mich über den "Guardians Of The Galaxy" Trailer tierisch gefreut habe. Das Problem ist einfach, dass Filme und vor allem deren Vertrieb unglaublich teuer geworden sind. Ein Flop wie "Lohne Ranger" kann selbst ein etabliertes Studio wie Disney in den Abgrund stürzen. Kurzer Exkurs: Die Produktion von "Lone Ranger" kostete 215 Millionen Dollar während er weltweit 260,5 Millionen Dollar einspielte, also international nicht gefoppt. Doch vergessen werden die Marketingzahlen, die besagen, mit denen eigentlich nie herausgerückt wird. Schätzungsweise belaufen sie sich jedoch auf etwas mehr als die Hälfte als die Produktion, bei dem Versuch ein neues Franchise zu etablieren. Also ist "Lone Rancher" in der Tat gefloppt. Wie konnte das passieren? Johnny Depp hatte schon in Fluch der Karibik gezogen.

Selbst der sonst immer hochbetonte Indie Film steckt ziemlich in der Krise, so konnten dieses Jahr beim Sundance Festival, dem wichtigsten amerikanischem Indie Filmfestival, kaum einer der Filme einen Vertrag für den weiteren Vertrieb mitnehmen. Doch es wird alles versucht um doch den Glamour der Oscars zu wahren und so gibt es pünktlich im Herbst, die starken Filme, die ins Beuteschema der Oscars passen. So auch dieses Jahr, obwohl ich sagen muss, dass es wohl einer der stärksten Jahrgänge verglichen mit den letzten 5 Jahren ist. Hier jetzt also meine Tipps für die wichtigsten Kategorien und mein Senf dazu wer den Goldmann eigentlich hätte gewinnen sollen. Kann sein das es keinen interessiert aber ich hab gerade Lust darüber zu schreiben.

Bester Film:

American Hustle

Captain Phillips

Dallas Buyers Club

Gravity

12 Years a Slave

Her

Nebraska

Philomena

The Wolf of Wall Street

Der Beste Film des Jahres wird wohl oder übel an "12 Years A Slave" gehen. Da lege ich mich fest. Ein Film der das ein teilweise verdrängtes amerikanisches Trauma aufarbeitet und dabei nicht zu sehr über die Stränge schlägt, schon hat man den perfekten Oscar Kandidaten für den besten Film. Habe ich über den Film nicht einmal völlig beeindruckt geschrieben? Ja, in der Tat. "12 Years A Slave" ist ein sehr guter Film, sowohl technisch, als auch thematisch und von der darstellerischen Leistung auf jeden Fall. Der Film lässt einen so schnell nicht los und bringt einen zum Nachdenken. Ich habe jetzt so viel über den Film nachgedacht, dass ich fast denke, dass er zu sehr auf Oscar gebürstet ist um den Preis zu gewinnen. Was den Film nicht schmälert. Er schildert das Unbeschreibliche, so wie man es sich vorstellt, mit fast perfekt festgelegten Rollen. Einzig und allein die Rolle Michael Fassbenders bricht daraus aus. Mir war dann doch nur irgendwie das Ende nach mehrfachen Überlegen zu einfach oder besser gesagt zu plakativ dargestellt. Lamentieren auf höchstem Niveau. Sieger der Herzen wird für mich wohl "Her" bleiben, wobei ich sagen muss das ich "Philomena" nicht gesehen habe. Kein Film hat mich jedoch 2013 so berührt wie es "Her" getan hat. Man muss allerdings auch sagen, dass das Feld dieses Jahr wahnsinnig stark besetzt ist was diese Entscheidung nicht leichter macht. "Wolf Of Wallstreet" war der für mich am unterhaltsamste Film des Jahres. "Gravity" zeigte mir wieder was im Kino doch alles möglich ist, ein wenig wie damals "Avatar", hatte ich das Gefühl das es etwas komplett neues ist und das Medium Film auf ein komplett neues Level hebt. Allein Sandra Bullocks schwerelose Tränen. "American Hustle" war außerordentlich unterhaltsam und sehr gut gespielt, auch wenn er in der retrospektive mehr wie eine Zitat eines Martin Scorsese Films aus den 70er wirkt. "Dallas Buyers Club" und "Captain Phillips waren beides tolle Filme aber irgendwie doch zu "normal".



Bester Regisseur

Steve McQueen (12 Years a Slave)

David O. Russell (American Hustle)

Alexander Payne (Nebraska)

Martin Scorsese (The Wolf of Wall Street)

Alfonso Cuaron (Gravity)


Die Beste Regie muss eigentlich an den Spanier Alfonso Cuaron gehen, ich bin da der selben Meinung. Kein Film war dieses Jahr mehr Gesamtkunstwerk, keine Vision, besser umgesetzt. Keine Frage "Gravity" ist ein herausragendes Meisterwerk, wie man es vielleicht alle 10 Jahre im Kino erleben darf. So perfekt war die Inszenierung, die größtenteils ohne wirkliche Schnitte auskam. Allein die Soundgestaltung war einfach nur perfekt. James Cameron, der Großmeister der uns Filme wie "Titanic", "Avatar", "Aliens" und "Terminator" gebracht hat, bezeichnete "Gravity" gar als den besten Science Fiction Film aller Zeiten und dem kann ich nur zustimmen. Martin Scorcese hat schon einen Oscar auch wenn er den nur für "Departed" bekommen hat, Alexander Payne, hat auch schon einen. Der Oscar für die beste Regie muss und darf eigentlich nur an Alfonso Cuaron und "Gravity" gehen



Beste Hauptdarstellerin:

Amy Adams (American Hustle)

Sandra Bullock (Gravity)

Judie Dench (Philomena)

Cate Blanchett (Blue Jasmine)

Meryl Streep (Im August in Osage County)

Leider muss ich hier sagen, dass ich "Blue Jasmine" nicht gesehen habe, genau so wenig wie Meryl Streep in der lustigen Familiensaga "Osage County". Meryl Streep ist in sowieso fast allem was sie anfasst fantastisch, deswegen kann sie ja auch schon auf drei Oscars zurückblicken. Sandra Bullock hätte hier in meinen Augen den Preis verdient, da das wirklich die erste Rolle war wo sie mich als Schauspielerin überzeugen konnte. Aber auch Sandra Bullock hat 2010 führ ihre Rolle als weiße middleclass/suburban housewife bereits gewonnen. Ich denke Mal das der Preis deswegen an Cate Blanchett gehen wird.


Bester Hauptdarsteller

Christian Bale (American Hustle)

Bruce Dern (Nebraska)

Leonardo DiCaprio (The Wolf of Wall Street)

Chiwetel Ejiofor (12 Years a Slave)

Matthew McConaughey (Dallas Buyers Club)

Gebt Leo bitte endlich den Oscar! Spätestens seit dem er zu Martin Scorseses Muse mutiert ist, überrascht er jedes Mal aufs neue. Seit "Aviator" wurde er eigentlich immer übergangen, selbst für "Departed", "Shutter Island" gab es nichts und als Calvin Candy war er nicht Mal nominiert. Ja Leonardo DiCaprio gibt nicht so viel auf die Academy aber trotzdem wäre so ein Oscar doch ganz nett. Gerade weil er in "Wolf Of Wallstreet" wirklich eine Wahnsinns Performance abliefert, so viel Irrsinn, Gier, Ignoranz und Spaß. Allein die Szene wo er versucht zu seinem Porsche zu kommen, während er völlig zugedröhnt ist. Zum schreien. Der Preis wird am Ende ziemlich sicher an Matthew McConaughey gehen, der sich als schwulen hassender, aidskranker Cowboy in "Dallas Buyers Club", wirklich über sich hinauswächst und sich endlich als ernst zunehmender Charakterdarsteller etabliert. 


Bester Nebendarsteller

Bradley Cooper (American Hustle)

Barkhad Abdi (Captain Phillips)

Michael Fassbender (12 Years a Slave)

Jared Leto (Dallas Buyers Club)

Jonah Hill (The Wolf of Wall Street)

Irgendwie mag ich Jared Leto nicht.Was vor allem wahrscheinlich an seiner Musik und 30 Seconds to Mars liegen mag. In "Dallas Buyers Club" spielt er den Transsexuellen Rayon so gut, dass der Film der sonst eigentlich vor allem von Matthew McConaughey dominiert wird noch weitaus mehr Tiefe gewinnt. Der Oscar für den besten Nebendarsteller wird wohl an Jared Leto gehen und das ist durchaus gerechtfertigt. Ich hätte doch nur all zu gern Jonah Hill als Sieger gesehen. Alle seine Szenen in "Wolf Of Wallstreet" sind einfach unglaublich gut und witzig, dazu dann noch die falschen Zähne und der Akzent. Einfach unglaublich wie er sich in den letzten Jahren gemacht hat. Wenn man bedenkt das er aus der James Franco, Seth Rogen Clique hinaus, zum ernst zu nehmenden Schauspieler gereift ist. Aber auch Michael Fassbender hätte den Preis mehr als verdient, wobei es immer noch eine shame ist das er 2011 für "Shame" nicht einmal nominiert war. Als grausamer und zwiespaltiger Sklavenbesitzer ist er einfach nur beängstigend und unberechenbar.

Beste Nebendarstellerin:

Sally Hawkins (Blue Jasmine)

Lupita Nyong’o (12 Years a Slave)

Julia Roberts (Im August in Osage County)

Jennifer Lawrence (American Hustle)

June Squibb (Nebraska)

Lupita Nyong'o oder Jennifer Lawrence das ist hier die Frage. Jennifer Lawrence gewann letztes Jahr ja bereits für "Silver Linings Playbook" einen Oscar. Den hätte sie aber für ihre Performance in  "American Hustle" gleich wieder verdient. Alleine für die Szene mit "Live And Let Die"  im Hintergrund. Außerdem wird sie von der Academy gemocht. Wer mag Jennifer Lawrence schon nicht? In einer komplett anderen Rolle war Lupita Nyong'o zu sehen. Als geschundene Lieblingsklavin von Edwin Epps in "12 Years A Slave" hat sie den größten Anteil daran den Zwiespalt von Michael Fassbender darzustellen, der doch Gefühle für "sein niederes Eigentum" hegt. Später im Film gibt es eine Szene wo sie ausgepeitscht wird, diese Szene wirkt so "echt" das es schwer ist überhaupt noch hinzusehen, so nahe geht es einem.

Der Rest:

All die Technik Kategorien werden verdient an "Gravity" gehen. Das beste original Drehbuch hoffentlich an "Her". Vielleicht ja sogar der beste Soundtrack an die Jungs von Arcade Fire, aber das wird wohl eher schwer gegen "Gravity". Bester Dokumentarfilm sollte auf jeden Fall "The Act Of Killing" werden, auch wenn ich sonst von den Nominierten keinen weiteren gesehen habe. Schaut euch "The Act Of Killing" sofern ihr die Möglichkeit in habt in jedem Fall an (Gibt's zur Zeit auf Netflix!). In diesem Film sucht der Regisseur des eigentlichen Films die Täter des Genozids in Thailand auf und lässt sie ihre Taten für einen Film neu inszenieren, mit Teilweise Zeitzeugen in den Rollen. Näher wird man menschlicher Grausamkeit und den Tätern die immer noch frei von Schuld und Strafe leben, wohl nicht kommen können.

Ach ja, moderiert werden die Oscars dieses Jahr von Ellen DeGeneres. Also weniger Skandale als letztes Jahr mit Seth McFarlane. Wir werden sehen, wie dieses überaus wichtige Weltereignis am Ende ausgeht. Denn am Ende ist die Preisverleihung genauso viel Inszenierung, wie all die Filme um die es geht. Oder Tyler wie Tyler Durden zu pflegen sagte: "The movie goes on and nobody in the audience has any idea. I'd like to thank the academy!"

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