Donnerstag, 12. Dezember 2013

"Hoho, hey, hey, hey shut down the SOA!"

Das Geburtstagskind!
Jetzt ist das auch schon wieder drei Wochen her oder sogar länger, ja ich glaube eine Woche vor Thanksgiving müsste es gewesen sein. Ich durfte Dank IRTF nach Columbus, Georgia, einem relativ kleinem Kaff der außer dem Militärstützpunkt, Fort Benning nicht wirklich viel beherbergt. Am Anfang dachte ich es geht nach Columbus, Ohio, aber da hatte ich mich wohl ein bisschen getäuscht. Georgia ist ja eigentlich auch besser, vor allem wärmer, das stellte ich mir zumindest so vor. Aber jetzt zum eigentlichen. Fort Benning ist eine Army Base, dort ist etwa das 75th Ranger Regiment stationiert, die 3. Infanteriedivision, außerdem stand William Calley dort für kurze Zeit unter Hausarrest, der Mann der für das Massaker von My Lai verantwortlich war, bis ihn  Richard Nixon lang vor Strafende begnadigte. Aber auch das "Western Hemisphere Institute for Security Cooperation" befindet sich dort. Bis 2000 hieß diese Institution  noch Schools of America oder kurz SOA. Nachdem es jedoch durch einen Kongressbeschluss im Jahr 2000 geschlossen wurde, brauchte man ja einen Namen für die Nachfolge Institution, die im Grunde dasselbe ist nur unter nicht mehr ganz so "griffigem" Namen und schließlich 2001 von Bill Clinton per Gesetz wieder eingerichtet wurde. So das war jetzt genug Geschichte. Jetzt zu den "hard facts"!

In der SOA werden vor allem Militärs/Parmilitärs auf amerikanischem Boden für den Einsatz in ihren Südamerikanischen Ländern ausgebildet und geschult. Das alles natürlich zum Erhalt und die Sicherung existierender Demokratien. Denn wir alle lieben Freiheit, hört sich zumindest auf dem Papier immer toll an. Fakt ist das die SOA vor allem existieren um den Einfluss der USA in Südamerika zu sichern. Zurück geht das natürlich alles auf den kalten Krieg als man versuchte den kommunistischen Einfluss in Südamerika einzudämmen. Jährlich durchlaufen etwa 1500 "Studenten" die Ausbildung an der SOA. Absolventen der SOA haben sich teilweise schwerer Menschenrechts Verletzungen schuldig gemacht und unterstützten autoritäre Regime in Südamerika bei der Unterdrückung breiter Bevölkerungsschichten. Diese Institution existiert immer noch, auch wenn mittlerweile Länder wie Venezuela, Uruguay, Argentinien und Bolivien keine Rekruten mehr an die SOA schicken.

Jährlich veranstaltet die Organisation "Schools Of America Watch" seit 1980 eine Demonstration vor den Toren Fort Bennings um an die Opfer der Absolventen der SOA zu erinnern und eine Schließung der Schools Of America zu erwirken. Auch IRTF ist Teil dieses Protests und organisierte zwei Buse um nach Georgia zu fahren um für die Schließung zu demonstrieren. Dankenswerterweise wurde ich gefragt ob ich auch mitkommen will und ich muss sagen es hat sich wirklich gelohnt. Es war eine sehr intensive an manchen Stellen fast schon spirituelle Erfahrung für mich und natürlich war es auch Lukas Geburtstag, den ich auch nicht verpassen wollte. 

Irgendwie ist es schwierig, das Erlebte jetzt so im Nachhinein richtig in Worte zu fassen, ohne wieder drei Seiten zu schreiben, die sowieso kaum jemand lesen würde. Manchmal fühlte man sich wie auf einem Festival, denn es gab Musik, Dixie Klos, verschiedene Stände (wobei es sich hierbei um Friedensorganisationen handelte und nicht um Camel oder Becks) und viele nette Leute. Am beeindruckendsten, war für mich wohl die Prozession am Sonntag, sozusagen das Herzstück der Demonstration. Es handelt sich hierbei um eine Art Marsch zu den Toren Fort Bennings, bei der die Namen aller vermutlichen Opfer der SOA verlesen werden und mit einem "Presente" in Erinnerung gerufen werden. Selbst wenn es etwa nur noch 2000 Leute waren, die daran teilnahmen (2005 waren es noch um die 16000). Es war ziemlich beeindruckend und in gewisser Weise auch schön. Schwer zu beschreiben halt, aber dafür gibt es ja Bilder. Als wir dann vor den Toren standen, umgeben von Leuten, wurde man richtig mitgerissen, fast schon angesteckt, von der "Energie"?! Eigentlich wollten wir ja nur sehen, ob jemand über den Zaun klettert um dann dafür für eine bestimmte Zeit, die ich leider vergessen habe, ins Gefängnis zu gehen...









Die gesamte Gruppe
Selbst für einen zynischen Spötter, wie ich es doch manchmal bin, war es sehr berührend. Am Anfang dachte ich mir: "Da sind bestimmt nur irgendwelche hängengebliebenen pseudo-Hippies, die für etwas utopisches demonstrieren" und ja es gab genug Hippies. Aber es war auch sehr berührend an all die Opfer der SOA Absolventen zu erinnern. Die Schools Of Americas sind immer noch geöffnet, es hat sich natürlich nichts geändert, aber zumindest für den Moment während der Prozession fühlte es sich so an als könne man wirklich was ändern, als ob es wichtig wäre hier zu sein. Wie gesagt schwer zu beschreiben. Zumindest ist es meiner Meinung nach wichtig der Opfer zu Gedenken und zu Erinnern, dass es dich Schools Of Americas immer noch gibt, dass nicht-amerikanische Soldaten auf amerikanischem Boden ausgebildet werden um amerikanische Interessen auf fremden Boden zu verteidigen. Ich habe auch vorher schon darüber gelesen beispielsweise in der TAZ, aber es hat mich nie mehr oder weniger interessiert als jeder andere Artikel über das Leid und die Ungerechtigkeit  in der Welt, die man doch allzu oft leichtfertig konsumiert, ohne in irgendeiner Form sich länger damit zu beschäftigen. Das regt zum Denken an.

Vielen Dank IRTF, das ich mitkommen durfte, es war wirklich ein Erlebnis das ich nicht vermissen möchte!


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