Samstag, 21. Dezember 2013

(Meiner Meinung nach) Die 10 Besten Alben 2013 Teil I

Prolog...

Wow, was war das für ein aufregendes Jahr in der Musikwelt.

Kunst als Event, Musik als Event, die Vermarktung manchmal wichtiger als der Inhalt. Das könnte man denken und sagen würde man es zu kritisch sehen wollen. Doch ich fand es eher interessant wie viel Aufmerksamkeit manche Veröffentlichungen dieses Jahr generieren konnten. David Bowie trat seine triumphale Rückkehr an und das ganz ohne große Marketing Kampagne. Einfach ein neues Lied ohne jedwede Ankündigung auf die eigene Homepage hochgeladen und das neue Album "The Next Day" ging automatisch in 40 Ländern durch die Decke. Das Rezept hieß Reduktion, man muss sich einfach nur rar genug machen, lasst doch die Medien das Marketing übernehmen. Das Album war dann doch eher OK und vielmehr ein nostalgischer Aufguss Bowies "Berlin Trilogie", was aber nicht heißt das es wirklich schlecht war.
Ähnlich verlief es auch mit dem neuen Daft Punk Album "Random Access Memories". Am Anfang gab es nur einen kleinen Soundschnipsel, von "Get Lucky", mitgefilmte Videos von einem Clip der während des Coachella Festivals lief. Das reichte auch schon um das Internet in einen unglaublichen Hype-Zustand zu versetzen. Gastmusiker wie Pharell Williams und Giogoro Moroder gaben dem ganzen den Rest. Auch wenn das Album dann nicht wirklich so revolutionär war wie erwartet, vielmehr ein gutes Stück 70er Jahre, retro Disco Musik. Trotzdem wird es wohl in so einigen Jahreslisten landen und "Get Lucky" war wohl auch der unangefochtene Sommerhit, ein "instant classic". Unangefochtener Höhepunkt der marketing Kampagne war aber der Chameo Auftritt der beiden (oder ihrer Doubles) beim Formel 1 Rennen in Monte Carlo. 
Selbst im totgeglaubten Hip Hop ging es hoch her. So veröffentlichte Kanye West, seines Zeichens Egomane vom Dienst (oder doch der größte  missverstandene Künstler unserer Zeit?) sein neues Album "Yeezus" mit Tracks wie "I Am A God". Klotzen statt kleckern war das Motto, auf dem wahrscheinlich wütendstem, innovativsten Album des Jahres. Ganz anders bei den "alten Hasen" Jay-Z und Eminem, die eher auf bewährtes Vertrauten, aber am Ende des Jahres doch weit über Kanye West stehen werden, zumindest was die Verkaufszahlen angeht. Kendrick Lamar, der Shooting Star und wohl eines der größten Talente des Hip Hops, schaffte es mit "Good kid, m.A.A.d city" sogar alle Erwartungen noch zu übertreffen, indem er all das Gedöns einfach wegließ. Seine Tracks erzählen eine Story und darum sollte es ja schließlich gehen.
Ganz andere Wege schlugen Arcade Fire ein, sowohl marketingtechnisch als auch musikalisch. Eine Disco Platte?! Produziert von DFA Genie James Murphy? Konnte das gut gehen? Die erste Single wurde durch Projektionen und Plakate geschickt in allen größeren Städten angeteast. Guerilla Marketing at it's best. Als "Reflektor" dann wie angekündigt am 9.9. um exakt 9 Uhr Abends erschien, waren viele überrascht. Doch Arcade Fire gelang mit ihrem Album das was nur wenigen gelingt, sich neu zu erfinden ohne den eigentlichen Charakter der Band zu verlieren.

Abseits von alle dem soll es hier eigentlich um meine persönlichen Lieblingsalben aus diesem ereignisreichen Jahr gehen, was gar nicht so einfach ist, da wirklich so viel rauskam was mich wirklich begeisterte. Hier geht es rein um die Alben, die mir persönlich am Meisten Spaß gemacht haben, künstlerischer Anspruch spielt so gut wie keine Rolle.

 PS: Die Babyshambles sind wegen akutem "fanboyism" außen vorgelassen, denn Pete Doherty kann nur geniale Musik machen"

Platz 10: Arctic Monkeys - "AM"

Erschienen am 6. September 2013

Tja was soll man über die Arctic Monkeys noch sagen?! Sie sind ganz oben angekommen! Angefangen als ein Internet Hype, eine "Myspace" (Gibt es das überhaupt noch?) Band im Jahr 2003, haben sich die Jungs aus Sheffield mittlerweile ganz nach oben gespielt. Als eine der wenigen Bands der 2005er Indie Rock Welle sind die Arctic Monkeys immer noch relevant. Auf "AM" klingen sie manchmal fast soulig und viel amerikanischer, ohne das abwertend zu meinen. Songs wie "Why'd You Only Call Me When You're High?" haben einfach einen unglaublichen groove, gleichzeitig gibt es aber auch noch richtige Rockbretter wie "Arabella" das sich stellenweise fast anhört wie Black Sabbat oder das famose "R U Mine". Vor allem drückt  die markante Percussion Produktion dem Album seinen ganz besonderen Stempel auf, sodass die Beats eher in Richtung Hip Hop grooven. Selbst "King Of The Stone Age" Josh Homme gibt sich im grandiosen "Knee Socks" die Ehre. Manchmal grenzt es gar an "beatelesker" Genialität, wie im ruhigen "Nr. 1. Party Anthem", dass mich irgendwie ziemlich an "Let It Be" erinnert und das kann ja schließlich nicht das schlechteste sein.


Platz 9: Frightened Rabbit - "Pedestrian Verse"

Erschienen am 4. Februar 2013
Frightened Rabbit, eine Band die es jetzt selbst mit großem Major im Rücken immer noch nicht ganz in die Stadien geschafft hat. Vielleicht liegt es am generell düsteren Einschlag der hemdsärmligen Schotten und an an dem hat sich so gar nichts verändert. Wollten sie auf dem Debüt noch die Jugend überspringen ("Skip The Youth") sind sie jetzt ganz im großen Leid des Lebens angekommen. Es geht weiterhin um , Liebe Sehnsucht, Krankheit, Tod und Verderben, um so ziemlich alles was einen als Mensch alles unglücklich machen kann. Das hört sich jetzt schlimmer an als es eigentlich ist, freilich: "There is light but/there's a tunnel to crawl through/There is love but it's misery loves you" wie es im unglaublich schönen "The Oil Slick" heißt. Alles hat seine zwei Seiten. "Pedestrian Verse" ist eigentlich die perfekte Platte für den Winter, denn egal wie kalt es einem um das winterliche Herz ist, die Songs von Frightened Rabbit sind so aufrichtig, dass es einem schon ganz warm wird. Spätestens beim dick auftragenden "The Woodpile", wenn es heißt:  "Come find me now, we'll hideout / We'll speak in our secret tongues / Will you come back to my corner? / Spent too long alone tonight" Die Platte erzählt einfach schöne, dunkelgraue Mutmacher-Geschichten, die auch immer einen Funken trunkene Herzlichkeit versprühen.


Platz 8: Young Chinese Dogs - "Farewell To Fate"

Erschienen am 11. Oktober 2013
Nach dem durch Mumford & Sons ausgelöstem Folk Revival sprossen auf einmal überall diese Bands aus dem Boden, die eine Art neuen popigeren Folk spielten. Du hast ein Banjo? Perfekt! Ein bisschen Gepfeife? Check! Ein paar Ohhhs und Ahhhhs? Noch Besser! Jetzt fehlt dir nur noch eine Sängerin und du bist auf dem besten Weg Richtung Erfolg. The Lumineers, Of Monsters And Men und Edward Sharp & The Magnetic Zeros haben es ja schließlich vorgemacht. Man könnte Young Chinese Dogs leicht als Deutsche Antwort auf eben jene Bands abtun. Aber irgendwie haben sie was besonderes, dass sie von der breiten Masse abhebt. Vielleicht ist es die markante Stimme der Sängerin oder die aufgezwungene Selbstreduktion, nur Instrumente zu spielen, die man selbst tragen kann. "Farewell To Fate" ist in jedem Fall eine schön beschwingte Herbstplatte. Genre Grenzen werden geschickt übergangen; Zwischen akustischem Folk und Rock ist alles erlaubt. Textlich mag das manchmal vielleicht ein bisschen banal wirken, aber es gibt auch lichte Momente wie das düstere "This Town Is Killing Me", schöner wurde herbstliche Großstadt Melancholie wohl nie geschildert. Spätestens wenn beim Überhit des Albums, "Sweet Little Lies" alles zusammenkommt passt einfach alles: Die akustische Gitarre, die Stimme der bezaubernden Sängerin, die Handclaps und der eingängige Refrain. Manchmal kann es doch so einfach sein... Danke Nachbi für den Tipp! 


Platz 7: Watsky - "Cardboard Castles"

Erschienen am 12. März 2013
Rap und Pop kann man das zusammenführen? Braucht man dafür eine lächerliche Pandamaske? George Watsky auf jeden Fall nicht, aber der kann auch Texte schreiben und was für welche! "Cardboard Castles" war für mich eine der Überraschungen des Jahres; Das erste Mal als ich "Sloppy Seconds" hörte, dachte ich noch was soll das? Die markante Piano Linie, die unaufdringliche E-Gitarre und dann ein Watsky zwischen doubletime Rap Passagen und Singen. Vielleicht hat es mit Watskys "Poetry Slam" Vergangenheit zu tun, dass er so wenig auf irgendwelche Genrevorgaben gibt. Die passenden Geschichten hat er auf jeden Fall. Eine Parole wie "Kill A Hipster" würde sich in jedem Stadtteil Berlins, dass akut von Gentrifizierung bedroht ist, wohl sehr gut machen. Da wird sarkastisch kombiniert: "Kill a Hipster/safe your hood". Doch das war es dann auch schon, ein kleines "asshole" im grandiosen Kate Nash Feature "Hey Asshole" bleibt schon der Höhepunkt, seiner Wortattacken. Das Album macht einfach Spaß selbst nach dem 20 Mal hören. "Hey asshole / See the sun is shining/ But you are not smiling?"Heute wohl noch kein Watsky gehört?


Platz 6: OK KID - "OK KID"

Erschienen am 5. April 2013
Eine Band, die sich nach den zwei besten Radiohead Alben aller Zeiten benennt setzt die Erwartungshaltung schon Mal hoch (Ja das stimmt! Der Bandname entstand als sie über ihre Lieblingsalben diskutierten, zwei Alben waren bei allen Bandenmitgliedern vertreten. OK Computer und Kid A. Daher der Bandname, hab sie selbst gefragt in Bayreuth). Mitunter könnte man bei der Band aus Gießen eine Rockband vermuten, so im Intro der ultimativen Hymne auf die eigene Heimatstadt und jede "Stadt Ohne Meer". Zu der Man wohl irgendwann ein ähnlich ambivalentes Verhältnis entwickelt, wie in dem Song beschrieben. Das ganze Album bietet einfach unglaublich viel Variabilität, all die Beats sind so abwechslungsreich gestaltet, es wird gesungen, gerappt und an rockig rotzigen Beats bis zu poppigen Hymnen gebastelt. Textlich bewegt sich OK KID zwischen den Problemen der "Generation Maybe" wie in "Mehr, Mehr Mehr", der verzehrenden, unerwiderten Liebe in "Verschwende Mich" und nur um schließlich die unheimliche Veränderlichkeit des Lebens in knapp vier Minuten in "Allein, zu zweit, zu dritt..." perfekt darzustellen. Es gilt wohl weiterhin großes zu erwarten von der Hip Hop/Pop/Avantgarde/Rock- Gruppe aus Gießen.
Auf dem Southside waren vielleicht 400 Leute bei OK KID, während gleichzeitig Macklemore sein Gelaber vor unverschämt großem Publikum präsentierte. Eigentlich schade, aber wir sind ja Gott seid Dank noch nicht am Ende mit OK KID: "Denn Am Ende wird alles wieder gut/und solange es uns nicht gut geht/können wir das Ende nicht sehen". Hoffen wir das Mal...



Fortsetzung folgt...

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