Donnerstag, 6. Februar 2014

Die gekonnte Aufarbeitung eines Jugendtraumas

Leben auf der Überholspur ;)
Ach Cleveland, ach mittlerer Westen, das Land ist karg, die Leute rau und der Winter hart. So denken zumindest manche Leute über Nord West Ohio. Allerdings hatte ich auch nicht erwartet das der Winter so ist, wie er jetzt nun eben ist. Ziemlich lang, kalt, voller Schnee und sonniger Tage. Ich mag ja eigentlich den Winter, mehr als den Sommer. Mir macht extreme Hitze weitaus mehr zu schaffen als extreme Kälte. Das liegt wahrscheinlich auch an der klimatisch, doch eher entbehrungsreichen Jugend im Fichtelgebirge. Wo die Winter länger, als die vielleicht 2 Monate Sommer sind, die Mutter Erde uns zugesteht. Das Wetter ist hier schon ein ziemlich großes Thema. Da fällt während des "Polar Vortex" schon Mal die Schule für 4 Tage aus. Natürlich nicht wenn man für eine kleine non- Profit Organisation arbeitet und nur 5 Minuten Fußweg zum Arbeitsplatz hat. Aber wie gesagt ich will ja gar nicht lamentieren, denn ich mag den Winter ja. Die Großstadt wird herrlich ruhig, die Lawinen aus Metall bewegen sich ein bisschen langsamer die Straßen hinunter. Eigentlich ganz angenehm.
Nur zu Fuß ist eher nicht so toll, weil anders als in Deutschland nach 3 Zentimetern Schnee, sich nicht Armeen von Rentnern rüsten, dem Schnee mir Schaufeln und Tonnen von Salz zu Leibe zu rücken. Wenn man schon die Straße nicht kehren kann muss man sich halt ein, an die Jahreszeit, angepasstes Hobby suchen. Aber auch zu den sonstigen Fortbewegungsmitteln gibt es ja Alternativen, wie zum Beispiel Langlauf Skier.

Wir hatten ja in der Arbeit schon lange einen kleinen gemeinsamen Ausflug geplant und da Scott, seines Zeichens Executive Director bei Earth Day Coalition (ergo mein Chef), ein sehr passionierter Skifahrer ist, es sich durch das Wetter ja irgendwie anbot, beschlossen wir Langlaufen zu gehen. So langsam geht es ja auch schon Richtung Earth Fest, deswegen wollten wir uns noch Mal etwas gönnen, bevor es richtig stressig wird. Außerdem ist das ja auch eine ganz gut Team bildende Maßnahme (Denglish!). Also ging es nach mehrmaligem Verschieben an einem herrlich sonnigen Montag Richtung Chapin Forest, wo ich erstaunlicher Weise ganz am Anfang meines Jahres mit Dolores schon Mal war. (Bilder mit Eichhörnchen?)
Das mit mir und dem Wintersport ist ja so eine Sache. Ich komme je eigentlich aus einer Region wo man sehr gut Ski und Snowboard fahren kann, wenn man es denn möchte. Ein Großteil der Menschen mag das anscheinend auch, ich leider nicht. Ski fahren und ich sind ein bisschen so wie Arzberg und New York, vor allem eins völlig gegensätzlich und unvereinbar. So dachte ich zumindest.

 Um ein bisschen weiter auszuholen, mein Trauma mit dem Ski Fahren geht auf die Ski Tage in der 7. Klasse zurück. 3 Tage die man mit der gesamten Jahrgangsstufe, nun ja mit Skifahren verbringt. Ich hatte es mir damals, aus für Gründen auch immer, in den Kopf gesetzt Snowboard zu fahren. Ich mein meine Fähigkeiten im Skifahren waren ähnlich bescheiden, also warum nichts neues versuchen, dachte ich. Selbstbewusst, die bestmögliche Snowboard Ausrüstung ausgeliehen und ab gings in drei Tage voller Qualen. Ich bekam wirklich gar nichts hin, selbst das den Berg hinunterrutschen schien mich zu überfordern. Am letzen Tag auf dem Ochsenkopf wollte uns unser Snowboardlehrer, dann eine besondere Chance geben, wir durften von ganz oben runterfahren. Juhu! Aber vielleicht doch keine so gute Idee wenn man vorher gerade Mal 40 Meter Hang heruntergerutscht ist. Langer Aufbau kurzes schmerzhaftes Ende. Am Ende des Tages, die Busse warteten nur noch auf mich. Hatte ich es irgendwie doch noch nach unten geschafft, was vor allem der unendlichen Geduld meines damaligen Sportlehrers zu verdanken ist. Jedoch habe ich das bis Heute noch nicht vergessen, während alle anderen fröhlich und mit Leichtigkeit den Berg herunterfuhren, ich mit meinem scheiß Snowboard irgendwo auf dem Boden saß, versuchte wieder in meine Bindung hineinzukommen oder gar 20 Meter am Stück abwärts rutschte. Außerdem vergaß ich damals auch noch meine Heelys, wer sich erinnert, dass waren diese unglaublich coolen Schuhe mit den eingebauten Rollen, die ich mir ganz stolz in Brünn gekauft hatte, weil es sie zu dieser Zeit noch nicht in Deutschland gab.

Mit den Besten Erwartungen ging es dann also Los.
Los geht's! Dawn, Lorenz und Christina

Im Stehen hinfallen, der Klassiker...
Nächstes Jahr sicher bei den Olympischen Spielen dabei!
Zu meinem Erstaunen stellte ich mich gar nicht so blöd an. Also nicht so blöd wie erwartet. Ich fiel vielleicht nur 8 Mal hin. Alle warteten geduldig auf mich, ich wurde nicht zurückgelassen. Ja ich hatte Spaß. Spaß mit Wintersport. Spaß mit Wintersport in Cleveland, dort wo ich es doch am wenigsten erwartete. Das schöne am Langlaufen ist ja doch das man die Natur würdigen kann während man sich durch den frischen Schnee schiebt. Langlaufen ist vielleicht doch gar nicht so schlecht, vielleicht sollte ich das häufiger machen, Gelegenheit dazu habe ich Dank dem neusten Schnee ja nur zu gut. Scott sollte allerdings durchaus über eine Teilnahme bei den Olympischen Spielen nachdenken. Neben Segeln, Gitarre, Mandoline, und Banjo, reiht sich das Ski fahren auch mit in die endlose Liste von Hobbys ein. Am nächsten Tag hatte ich dann einen ganz ordentlichen Muskelkater im Hintern?! Tja was tut man nicht alles für ein Hinterteil a la Beyonce?

Alles in allem war es Mal eine erfrischende Abwechslung zu all den Excel Tabellen, die sich langsam immer mehr in meinen Arbeitsalltag schleichen und drohen überhand zu nehmen. Da freut man sich doch gleich auf den Frühling wenn man wieder raus kann, in die Gärten zum Pflanzen. Es hat uns allen auf jeden Fall ganz gut getan dem normalen Büroalltag zu entkommen. Denn das arbeiten in einer non profit ist dann doch nicht so schön idealistisch wie man sich das vielleicht manchmal vorstellen mag. So viel Zeit und Arbeitsaufwand geht da mit Verwaltung drauf, mit Anträgen auf Fördermittel, die verfasst und verschickt werden müssen, mit Informationen, die in die Datenbank gefüttert werden müssen, mit all den schönen Hürden der Ebene. So ganz darf sich davon nicht unterkriegen lassen, das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren, irgendwo sollte man sich doch ein Stückchen Idealismus bewahren. Selbst wenn man versucht den Klimawandel zu verhindern, eine Utopie von emissionsfreien Elektroautos zu schaffen oder generell versucht die Welt in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu erziehen.

Hier noch ein paar Bilder vom eingefroren See, der zur Zeit bis zu 92% gefroren war. Ein bisschen Sibieren gefällig?

Siberia 1
Siberia 2
So richtig ein Song zu diesem Eintrag fällt mir jetzt nicht ein, aber "Holy" fängt meine Stimmung doch ganz gut ein, außerdem sind alle ursprünglich angedachten Songs mit Copyright versehen und ich habe gerade diese wunderbare Acoustic Session gefunden.

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