Sonntag, 12. Januar 2014

(Meiner Meinung nach) Die 10 Besten Alben 2013 Teil II

Platz 5: Herrenmagazin - "Das Ergebnis wäre Stille"

Erscheinen am 15. März 2013
"Das Ergebnis wäre Stille" das ist schon Mal eine Aussage und dazu dann auch noch dieses Cover, diese deplatziert wirkende bunte Rutsche, irgendwo im Nichts. Wie wenn dieser Ort des Spaßes gerade erst verlassen worden wäre, irgendwie fast ein bisschen Tschernobyl mäßig. An dem Ort wo normalerweise Kinder spielen und toben sollten, herrscht eins; absolute Stille. Das ist schon eine Aussage, die stutzig macht, noch bevor die erste Silbe überhaupt gesungen ist. Ja der grundlosen Freude haben sich "Herrenmagazin" gewiss nicht verschrieben, viel mehr der bittersüßen Melancholie des Lebens. Ich kannte diese Band ja noch nicht Mal vor diesem Album, dabei wirkt sie für mich wie geschaffen; Sei es allein wegen der herrlich entlarvenden Bildsprache. Da muss es wie in "Geröll" schon Mal "die ekelhafte Sonne an der wir Tag für Tag erblinden" sein, ja gutes Wetter sieht anders aus. Selbst "Frösche" (Den Song, den ich als erstes von dieser Band hörte und für furchtbar befand, vor allem wegen dem Bild der Frösche) hat sich mittlerweile zu einem meiner absoluten Lieblingslieder entwickelt. Wahrscheinlich sollte ich einfach nur Texte zitieren? Hervorheben möchte ich dann aber doch noch das traurige "Landminen", dass mich an manchen Tagen doch beinahe zu Tränen zu rührt: "Du ziehst ein Boot durch die Wüste, Trägst ein Flugzeug durch das Meer,
Du kennst jeden Meter der Küste doch willst vergessen woher" Am Ende starten Herrenmagazin einen Aufruf ans Weitermachen, ans nicht Ausruhen, vielleicht gerade weil alles so beschissen ist. Vielleicht gerade deswegen. Irgendjemand muss ja was sagen, denn sonst? Das Ergebnis wäre Stille.




Platz 4: Arcade Fire - "Reflektor" 

Erschienen am 25. Oktober 2013
Ja was soll man noch groß über "Reflektor" schreiben? Entweder man hasst es oder man liebt es. Ich liebe es und zwar sehr! Allerdings wohl auch nicht uneingeschränkt, sonst stände es wohl auf der Eins. Uneingeschränkt auf Eins. Ich weiß nicht genau was es ist? Vielleicht die fehlende Emotionalität? Das für mich ein bisschen zu verkopfte?  Ich weiß es nicht. Das Album bleibt für mich ein Mysterium, bei dem man an jeder Ecke, bei jedem Hören, immer wieder etwas neues entdecken kann. Es ist ein bisschen wie der Monolith aus "2001: A Space Odyssee"; Nicht das man nach dem Konsum des  des Albums anfängt sich mit Keilen zu bekriegen. Es ist einfach da, auf seine eigene spezifische, verspielte Art, man weiß nicht Mal warum doch irgendwie verändert es das Bewusstsein, das Bewusstsein für zeitgenössische Rock/Popmusik. Auf jeden Fall ein Meilenstein und das Album auf das man in 40 Jahren noch zurückblicken wird wenn man an das musikalische Erbe von 2013 denkt. Vielen Dank Arcade Fire! Wer mehr meiner Reflexionen über "Reflektor" lesen will kann das gerne Hier tun.




Platz 3: Tocotronic - "Wie Wir Leben Wollen" 

Erschienen am 25. Januar 2013
"Gott Sei Dank Haben Wir Beide Uns Gehabt", Tocotronic und Ich. Wahrscheinlich wäre es möglich einen Text über diese Band zu schreiben, nur unter der Verwendung von Slogans und Zitaten aus Tocotronic Texten. 20 Jahre Bandgeschichte werfen doch einziges ab, 20 Jahre Reflexionen zwischen Gegenkultur und dem nächsten Weizenbier. Das Haar mag zwar mittlerweile leicht ergraut sein, doch es gibt immer noch genug Gründe sich zu beschweren. Wenn auch nicht für mich, nicht über diese Platte, das wahrscheinlich subjektiv beste Tocotronic Album. Wer sagt, dass Tocotronic nach "K.O.O.K" nur noch langweilie alte Männer Musik produzierten, ist schlichtweg überfordert von der schieren Überkomplexität. Die Parolen sind schon lange pasé, spätestens ab "Wie Wir Leben Wollen" erzählt Dirk von Lotzow nur noch seine lakonischen Gleichnisse und bürdet dem Konsumenten komplett alle Deutungshoheiten auf.

"Wie Wir Leben Wollen" ist ein Stück Kunst. Ein Stück Kunst über die Vergänglichkeit der Dinge, den Verfall und die Befreiung. Also so ziemlich alles was einen um den Schlaf bringen kann. "Wie Wir Leben Wollen" ist aber auch ein Album, ein Album, Album; Im eigentlichen Sinne, jeder Song, jedes Stück sitzt am richtigen Fleck. Eigentlich doch ganz schön anachronistisch im Zeitalter von Streaming Diensten und Popsongs die gerade Mal bis zum nächsten Hype halten. Schon eine Viertel Seite über das Album geschrieben ohne nur ein Wort über die Musik zu verlieren, vielleicht doch nur alles "Schall Und Wahn"?. Das Album geht da hin wo es weh tut eine nie da gewesene Körperlichkeit tut sich auf wie in "Die Revolte Ist In Mir": "In meinem Körper nisten die Viren Die Ambitionen die mich vergiften", die eigenen Ambitionen an denen wir doch immer wieder zu scheitern drohen. Ach ich weiß gar nicht was ich da noch schrieben soll, es ist irgendwie schwer seine Begeisterung für etwas auszudrücken, von dem Man das Gefühl hat es selbst nicht ganz zu verstehen. Vor allem da ja das Erlebnis für jeden doch einzigartig ist. Denn "Das ist keine Erzählung/Das ist nur ein Protokoll/Doch wir können davon lernen/Wie wir leben wollen". Nur eines sei noch gesagt auf "Neuen Zonen" gibt es sogar Bläser! Bläser in einem Tocotronic Song! Wie genial ist das denn? Anhören, allein wegen der Bläser!



Platz 2: Vampire Weekend - "Modern Vampires Of The City"

Erschienen am 14. März 2013
"Modern Vampires Of The City" ist ein Album über New York. Zwölf Songs über die Liebe zu dieser geheimnisvollen und doch immer noch so mystisch wirkenden Stadt. Jedoch keine großspurigen Hymnen a la Jay-Z "In New York, concrete jungle where dreams are made", keine Ansagen wie die eines Sinatras "I'm king of the hill top of the heap", kein reedscher "Walk on the wildside", keine hingerotzte Kritik wie bei den Libertines "New York city's very pretty in the night time/But oh don't you miss Soho?" und  keine Hass/Liebe Songs wie von LCD Soundsystem "New York, I Love You/ But you're bringing me down". Songs über New York gibt es wie Sand am Meer wenn ich weiter darüber nachdenke, aber keine wie auf "Modern Vampires Of The City". Keine Songs wie das spooky, düstere "Hudson" das vom Tod des Namensgebers des Hudson River erzählt oder das unglaublich treibende "Finger's Back", dass die angeblich wahre Geschichte eines orthodoxen jüdischen Mädchens erzählt, welches sich in eine arabischen Jungen aus einem Falafel Shop verliebt; eine moderne Version von Romeo und Julia. Die wenn es sich tatsächlich zugetragen hat so wohl  nur in New York vorstellbar ist.

Musikalisch hat sich doch einiges geändert, die Mischung von Weltmusik und Arfropop, ist einer unglaublich experimentierfreudigen, Spielfreude gewichen. Musikalisch einordnen lässt sich das Album sowieso schwer, dafür passiert einfach zu viel. Zwischen Chipmunk Stimmen, sich ins unermessliche steigernden Chören, sticht doch immer wieder Ezra Koenigs Stimme hervor die scheinbar spielend zwischen allen nur erdenklichen Tonlagen wechselt. Mein Lieblingssong des Albums ist wohl "Ya Hey", was sich vom Titel anhört wie eine umkehrte Version von Outcasts "Hey Ya" entpuppt sich als Break Up Song über Gott. "Oh, sweet thing," säuselt Ezra Koenig am Anfang "Babylon don't love you." bevor der zweischneidige Clou kommt: "But you love everything!". "Ya Hey" steht wie kein Song für das ganze Album, süßlich zart, prachtvoll, aber doch stets smart, kommt es daher - ohne irgendetwas an der Leichtigkeit einzubüßen die die Musik von Vampire Weekend nun Mal ausmacht . Vampire Weekend haben sich endlich gefunden. "Modern Vampires Of The City" ist ein Album, dass klingt wie Popmusik im Jahr 2013 sein muss, es mag zwar nicht so viele Hits haben wie die vorherigen Alben, ist aber in jedem Fall das Beste Album, der vier New Yorker. Sowie das schönste Album Cover im Jahr 2013.




Platz 1: The National - "Trouble Will Find Me"

Erschienen am 17. Mai 2013
Ja Platz Eins geht an The National! Wen sonst? Die Band aus Cincinnati Ohio, die mich seit etwa 2 Jahren völlig verzaubert hat. Ich weiß auch nicht genau worin der Zauber in der Musik von The National liegt, vielleicht ist es weil es diese Band mit ihren Songs immer wieder schafft mich emotional zu berühren. The National ist eine Band der Zwischentöne, der feinen Nuancen, es ist fast so als ob die Songs je leiser sie sind, desto größer werden sie. Vielleicht ist es aber auch einfach die Musik, die sich immer leicht verschiebenden Rythmen, die eindringliche Bariton Stimme eines Matt Berninger, der immer leicht am Rythmus der Drums vorbei zu singen scheint oder es ist die tiefe Melancholie, die fast jedem Song innewohnt? Das Geheimnis liegt wohl einfach in den Emotionen, die diese Band in ihren Songs transportiert. Darum sollte es ja schließlich gehen, in der Musik, in der Kunst generell - Emotionen auszulösen.

"Trouble Will Find Me" ist nicht der große Schritt in eine neue musikalische Richtung, es ist einfach die konsequente Fortsetzung und Verfeinerung, dessen was die Musik von The National so großartig macht. "Trouble Will Find Me" heißt es also programmatisch, die Linien für die nächsten 55 Minuten sind gesteckt. Selbst Songs wie "Sea Of Love" laden nicht gerade zum fröhlichen verweilen ein, der von seinen Dämonen getriebene Matt Berninger singt dort "If I stay here trouble will find me/If I stay here I'll never leave/I belive", heller wird es nicht mehr. Matt Berninger sagt selbst über seine Texte:"Die Songs sollen einfach wie ein verschwommenes Foto sein, bei dem man das Motiv zwar ahnt, es aber nie konkret benennen kann". Besser kann man die Texte von The National wohl nicht beschreiben. Wobei es doch wohl zwei Fälle auf dem Album gibt wo man das Gefühl hat das es doch konkreter wird. Wie in "This Is The Last Time", ein Song der fantastisch durch eine fast schon bassiges Gitarrenmotiv eingeleitet wird, bis dann sich langsam die Drums in den Song schieben. "Oh, when I lift you upYou feel like a hundred times yourself/I wish everybody knew What's so great about you" heißt es da, eine Beziehung, die sich jedes Mal doch immer so gut anfühlt, aber nie halten kann weil "Oh, but your love is such a swamp". Jedes Mal schwört man sich "This Is The Last Time" nur um doch wieder zurückgezogen zu werden. Dann wäre dann noch das minimalistische "I Need My Girl" in dem das lyrische Ich sein Heimweh und sein "Girl" besingt, dass er zurückgelassen hat, langsam kommen all die Erinnerungen zurück, "and I keep feeling smaller and smaller". Da kann man schon Mal eine Träne verdrücken.

The National schaffen mit ihrer Ode an das Scheitern, ein Album das schon fast förmlich zur Katharsis einlädt.Wenn das Scheitern schon unvermeidbar ist, warum kann es dann nicht reinigend wirken? Wir müssen uns keine Sorgen machen denn früher oder später "trouble will find" you, The National sind ja da.




Die Unberücksichtigten:

  • Thees Uhlmann - #2 Ein schönes Album, viel gehört, aber irgendwie doch zu sehr wie das Debüt...
  • Haim - "Days Are Gone" Hätte das Album nur das konstante Niveau von "The Wire" und "Falling"...
  • Casper - "Hinterland" Bis auf ein paar Song, hat es mich leider doch relativ kalt gelassen...
  • Jake Bugg - "Shangri La" Der Dylan des 21. Jahrhunderts, wäre es nur nicht ganz so beliebig...
  • Foals - "Holy Fire" Wieder ein komplett anderes Album, dass ich wohl zu wenig gehört habe..

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