Mittwoch, 20. November 2013

Johnny Fucking Marr im "Grog Shop"

Wandmalerei im "Grog Shop"
Rotten/Vicious bei den Sex Pistols, McCartney/Lennon bei den Beatles,Strummer/Mick Jones bei The Clash, Reed/John Cale bei The Velvet Underground, Doherty/Carl Barat bei den Libertines und natürlich auch Morrissey/Marr bei den Smiths.
Mir fällt gerade eigentlich erst auf wie viele meiner Lieblingsbands auf Freundschaften wie diesen basierten. Zwei Genies, die für kurz oder länger zu funktionieren scheinen, die sich gegenseitig im kreativen Schaffensprozess ergänzen und inspirieren. Doch irgendwann scheint es nicht mehr zu funktionieren, Freundschaften zerbrechen, am Erfolg, an den Drogen, an der Eifersucht, am Geltungsbewusstsein, oder am Ego der Akteure. Für die jeweilige Band bedeut das immer das jeweilige aus. Danach wartet dann oft die unausweichliche Solokarriere oder das unausweichliche Soloalbum. Meist kommt das dann von der Qualität jedoch nie an die vorherigen Großtaten heran. Weil einfach irgendetwas fehlt, zum Großteil beginnt dann jeder den Nachlass der gemeinsamen Band zu verwalten, die einen schlechter die anderen besser.

So auch bei Johnny Marr, bei dem ich letzten Donnerstag auf dem Konzert war (Das erste Konzert in Cleveland!!!). Eigentlich war das eine rein emotionale Entscheidung, es ging mir nicht um Johnny Marr selbst, das Solo Album ist maximal durchschnittlich. Es ging mir um die Smiths, viel mehr um die Songs der Smiths. Etwa 95 Prozent der restlichen Besucher ging es genauso. Eigentlich traurig. Mit diesem Wissen auf ein Konzert zu gehen. Traurig und schön zugleich so wie die Musik der Smiths. Das Konzert war dann aber trotzdem toll.

Das Konzert fand im "Grog Shop" statt, einem kleinen, sehr dunklen, fast schon schmierigen Club. Ein bisschen wie das Atomic Cafe, nur upgefuckter. Also ziemlich perfekt. Beim Einlass wurde erst Mal eindrücklich mein Deutscher Ausweis gemustert. Man hätte mir auch einfach so einen Stempel für "underage" geben können. Aber natürlich muss das erst genaustens verifiziert werden. Im stillen hoffte ich auf ein dickes X auf mein Handgelenk; Ein echtes straight Edge "X", daher hat diese Kulur nämlich ihr Markenzeichen. Jugendliche unter 21 bekamen nämlich immer ein dickes "X" auf das Handgelenk gemalt. Ein bisschen enttäuscht war ich dann also schon als ich nur ein kümmerliches "L" bekam. Vom Bier hielt mich das jedoch trotzdem nicht ab.

Die Vorband war eher der Kategorie Vorband zum vergessen. Hübsches Mädel mit Gitarre spielt traurige Songs mit dem Zitat:"British Jesus" mit Gitarre. Alle Songs klangen irgendwie gleich. Als sich der "British Jesus" dann als Johnny Marrs Sohn entpuppte, war mir schon eher klar warum diese Band Vorband machte. An ihrer Musik hat es wahrscheinlich weniger gelegen.

Besagte Vorband deren Name ich vergessen habe...
Doch wie man den Gesprächen um mich entnehmen konnte waren die meisten Leute auch eher wegen Johnny Marr bzw. den Smiths da und nicht wegen der Vorband. Das ist insofern bemerkenswert, weil Scott mit dem ich auf dem Konzert war die Smiths nicht kannte und ich immer dachte das die in Amerika sowieso nicht so bekannt sind/waren. Überhaupt das Publikum. Ein bisschen komisch war das schon; erstaunlich gemischt. Ein paar Hipster, ein paar Kinder und sehr viele ältere Leute, die die Smiths wohl noch zu der Zeit erlebt haben müssen als sie als Band noch zusammen war.

Es sollte wohl ein nostalgischer Abend werden. Johnny Marr eröffnete dann erst mal mit einem Song von seinem Soloalbum und ich dachte: "Naja, das kann ja noch toll werden..." Doch dann als zweites "Stop Me If You Think You've Heard This One Before" ein Smiths Song und was für ein toller. Das Publikum war auf einmal voll dabei. Es war deutlich bemerkbar ob gerade er gerade einen Solo Song spielte oder einen Smiths Song. Auf einmal hatte das Publikum richtig Bock und Johnny Marr anscheinend auch. Selbst die Songs der Soloplatte klangen auf einmal nicht mehr so seelenlos. "Upstarts" klang sogar richtig gut.


Johnny Marr war "British as fuck" wie man wohl sagen sollte. Schön im Mod Dress mit Mod Frisur. Er machte sich auch keine Ilusionen warum die Leute eigentlich hier waren, nicht wegen ihm sondern wegen den den Smiths und ihren fantastischen Songs. An der Gitarre macht er jedoch das Defizit wett, denn Johnny Marr hört sich nun einmal nicht so herrlich weinerlich wie Morrisey an. Ob man das mag oder nicht muss man selbst entscheiden.





Spätestens bei "Panic" war ich eh völlig der Euphorie verloren. Es gab dann auch noch "How Soon Is Now?", "Please, Please Let Me Get What I Want" mit den eigentlichen Streichern ersetzt durch ein fantastisches Gitarrensolo. Auch ein Cover von "I Fought The Law" durfte nicht fehlen. Als letztes dann den wohl bekanntesten und auch meinen Lieblings Smiths Song "There Is A Light That Never Goes Out". Ein bisschen melancholisch wurde ich da schon auf der einen Seite wegen dem Lied auf der anderen Seite wegen den Smiths. Denn ohne Morrissey sind es einfach nicht die Smiths. Auch wenn das Konzert echt gut war und ich echt froh das ich gegangen bin. Irgendetwas fehlt halt, es soll wahrscheinlich einfach nicht sein. Ein bisschen wie die Message eines fast jeden Smiths Songs. "Let me get what I want / Lord knows it would be the first time" und so.







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